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1. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 27

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 27 — der Bettler, „ich bitte Euch flehentlich um ein Almosen. Ich komme aus der Grenzgegend an der Elbe; bis vor kurzem nannte ich einen schönen Hof und eine stattliche Rinderherde mein. Aber die Wenden sind gekommen und haben mein Haus verbrannt, mein Weib und meine Kinder getötet, mein Vieh hinweggeführt, meine Aecker verwüstet, und mich selbst haben sie zum Krüppel geschlagen. Ach, hätten sie mich auch getötet, es wäre besser für mich gewesen. Den Anblick meines zerstörten Wohnsitzes, der das Grab meiner Lieben geworden war, konnte ich nicht ertragen, und mühsam habe ich mich von dort bis zu mildthätigen Menschen fortgeschleppt, die mich pflegten, bis meine Wunden, die der wilde Feind mir geschlagen, geheilt waren. Seit dieser Zeit gehe ich nun vor fremde Thüren und bitte um Almosen, und auch Euch bitte ich jetzt, erbarmt Euch» meiner und meiner Not". Das Herz des Gaugrafen wurde bei diesen Worten von Mitleid bewegt. „Kommt in mein Haus", sagte er zu dem Bettler; „Ihr sollt ein reichliches Almosen bekommen, auch ein Nachtlager sollt Ihr für die nächste Nacht bei mir finden und morgen mögt Ihr in Frieden weiter ziehen". Er ging dem Bettler voran in das Haus; dort bekam dieser von der Hausfrau ein reichliches Frühstück, und auch am Mittag setzte er sich mit dem Gesinde zu Tische. Doch verhielt er sich schweigsam, schien auch nicht auf das, was bei Tische gesprochen wurde, zu achten, sondern nur an seinen herben Verlust zu denken. Den Nachmittag brachte er auf dem Hofe zu; auch zu der Umzäunung, wo die Pferde und Rinder graseten, humpelte er; dann setzte er sich unter die Eichen und schien ganz in Schmerz versunken zu sein. Als es Abend geworden, begab er sich in das Haus und setzte sich auf einen Stuhl am Herde, wo auch die Familie des Gaugrafen und das Gesinde wieder Platz genommen. Doch die Wanderung am Morgen schien ihn müde gemacht zu haben; er schlief auf seinem Stuhle ein. „Laßt ihn schlafen", sprach der alte Billnng; „er ist ein vom Schicksale schwer heimgesuchter Mann, der im Schlafe auf kurze Zeit seines
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