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1. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 74

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 74 — zählte mir von seiner Jugend; er sagte mir, daß er ein Weib und einen Sohn gehabt habe; sein Weib sei von den Wenden erschlagen, sein Sohn sei verschollen. Bis in sein hohes Alter hat er die Hoffnung, seinen Sohn wieder zu sehen, niemals ganz aufgegeben; als er sie aber angesichts des Todes aufgeben mußte, beauftragte er mich, seinen Sohn zu suchen und ihm die letzten Grüße des Vaters zu überbringen. Zugleich gab er mir ein goldenes Kreuz, welches er stets unter seinem Gewände auf der Ernst getragen hatte, indem er mir sagte, daß er feinem kleinen Sohne ein ganz gleiches Kreuz gegeben habe; an diesem Zeichen werde ich, sagte er, denselben erkennen. Ich gab dem bewährten Freunde das Versprechen, feinen letzten Willen wie ein teures Vermächtnis in Ehren zu halten und mich zu bemühen, feinen Sohn zu finden. Es waren die letzten Worte, die ich mit dem edlen Greife sprach; seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht; im Kampfe mit den Wenden fand er einen ehrenvollen Tod. Seit dieser Zeit sind nun acht Jahre verflossen, und ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, mich meines Auftrages zu entledigen; doch sagt mir eine innere Stimme, daß ich nicht mehr weit vom Ziele bin. Als ich Euren Namen hörte, wurde ich wieder lebhaft an mein Versprechen erinnert ; denn der Sohn des Paters Wichmann hieß Adel-dag, wie Ihr. O sprecht, seid Ihr der Gesuchte? tragt auch Ihr dieses Zeichen aus Eurer Brust?" Mit diesen Worten zog Hermann unter seinem Wams das goldene Kreuz des Paters Wichmann hervor und gab es dem Mönch. Mit großer Aufmerksamkeit hatte dieser den Werten des jungen Kriegers gelauscht; als er nun aber das Kreuz in den Händen hielt und er in der Abenddämmerung, welche die Bogen des Kreuzgange« mit mattem Licht noch erhellte, es erkannte, da konnte er seine Bewegung nicht länger unterdrücken. Er drückte es an seine Brust und an seine Lippen, und rief mit thränenerftiefter Stimme: "Ja, ich bin es, ich bin Adeldag, Wichmanns Sohn. Habet Dank, daß Ihr mir diese letzte Nachricht von
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