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1. Die Supplingenburger - S. 2

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 2 — Ja, im Sommer, wenn über dem lieblichen Elmgebirge der Himmel blaute und der Duft der würzigen Tannen und tausend Blümlein in die Lüfte stieg, wenn im Dickicht die Amsel und am klaren Bächlein die Nachtigall schlug, dann war es in der Klause Wilbrauds wohl auszuhalten, und mancher, den sein Berus zurückhielt hinter den hohen Stadtmauern und in den engen staubigen Gassen, beneidete ihn dann wohl um den kühlen Sitz im Walde am Lutterbach. Wenn aber im Herbst der Wind über die L>toppeln fegte und das Laub im Walde anfing sich rot zu färben, wenn ein Vogellied nach dem anderen verstummte und schließlich nur noch Raben und Häher in den kahlen Zweigen krächzten, dann begann für Wilbrand eine böse Zeit. So lange es freilich eben möglich war, hielt er in seiner Waldeinsamkeit ans; wenn aber der Winter es zu arg machte und feine weißen Flocken gar über die ärmliche Lagerstatt in der Klause streute, wenn der Lutterbach sich mit einer dicken Eisrinde überzog und Wege und Stege mit dürrem Laub bedeckt waren, dann verließ er zeitweilig feine Klause und nahm die Gastfreundschaft des nicht sehr weit enfemten Schlosses Supplingenbnrg in Anspruch. Sobald aber der Frühling wieder ins Land zog, zog auch Wilbrand wieder in feinen Wald, wo es ihm wohler war als hinter den dicken Schloßmauern. So faß er auch an dem Tage, an welchem unsere Erzählung beginnt, an einem schönen Spätsommernach-mittage, vor feiner Klause und sah mit zufriedenen Blicken hinunter in die vor feinen Augen sich ausbreitende gesegnete Landschaft. Seine Haare waren von der Fülle der Jahre gebleicht, und tiefe Runzeln hatte das Alter in feine hohe Stirn gegraben. Ein langer, weißer Bart wallte ihm über die Brust und reichte fast bis zu dem Strick, welcher fein langes Gewand zusammenhielt; unter den weißen, buschigen Augenbrauen aber leuchteten ein Paar treue, blaue Äugest und blickten so heiter in die vor ihm ausgebreitete herrliche Gotteswelt hinein, als wenn ihr Besitzer nicht ein Greis, sondern ein im Vollbesitz
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