1890 -
Braunschweig
: Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
- Autor: Tiemann, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1890
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Niedersachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Hülfe gelingt es mir wohl, die teure Kranke dem Leben wiederzugeben. Aber ohne Gottes Hülfe vermag ich nichts". Als Lothar und Wilbrand diese Worte horten, verwunderten sie sich. Das waren nicht die Worte eines Heiden; so konnte nur ein Christ, ein wahrer Christ sprechen. „Nun wohl", sprach deshalb der Pater, „so tretet hinzu und helft der edlen Frau; möge Gott Eurem Borhaben seinen Segen geben!" „Amen!" sprach der Köhler, indem er an das Lager trat; und „Amen! „Amen!" wiederholte der Herzog, der mit gespannter Aufmerksamkeit jede Bewegung des Köhlers verfolgte.
Und siehe da, Gott, der das Flehen der Seinen hört zur rechten Zeit, unterstützte die Bemühungen des einfachen Mannes. Kaum hatte er der Kranken die Arznei eingeflößt, als sie die Augen aufschlug und bald darauf in einen ruhigen Schlummer fiel. Es war der Schlummer der Genesung; noch einmal wich der Todesengel, der schon seine kalte Hand nach feiner Beute ausgestreckt, von dem Lager der Herzogin. Nach einigen Tagen schon konnte sie dasselbe verlassen und Gott und dem braven Manne, der ihr geholfen, banken für seine Hülfe. Wilbranb aber gedachte an das Gelübde, welches er abgelegt; er verließ seine bisherige Wohnung im Schlosse und erbaute sich die Klause am Lutterbach, in welcher er beit größten Teil des Jahres zubrachte und sie nur verließ, wenn im Winter die Witterung zu ungestüm wurde. —
An bieses alles und noch an manches anbere bachte Wilbrand, während er so vor der Thür seiner Hütte saß. Zehn Jahre waren schon seit der Krankheit Richenzas dahingeeilt, zehn lange Jahre hatte er hier in der ßitv samkeit des Waldes gelebt. Mit dem wackern Köhler verband ihn von jetzt an innige Freundschaft, denn er hatte erkannt, daß er ein frommer Mattn war trotz des Gerebes, welches auch jetzt noch nicht verstummen wollte. Bescheiben hatte berselbe jebe Belohnung, die der Herzog ihm anbot, abgelehnt; aber Wilbranb erzeigte sich thut bennoch dankbar, so viel er vermochte, und besonbers wibmete er sich der Tochter des Köhlers, und er hatte