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1. Die Supplingenburger - S. 45

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 45 — von Toskana, beugte der Kaiser sich vor dem Papst, nachdem dieser ihn drei Tage im Schloßhofe in grimmiger Kälte, in Eis und Schnee, barfuß und nur mit einem wollenen Büßerhemde bekleidet, hatte warten lassen. Welche Gedanken damals die Seele des Kaisers bewegten, wer vermöchte es zu erraten? Gewiß, er hatte gefehlt, schwer gefehlt in den Tagen seiner Jugend, und nicht unverdient war die Demütigung, die Gott ihm auferlegte; aber durch den Gang nach Kanossa hat er reichlich gesühnt, was er im jugendlichen Leichtsinn verbrochen. Als wir nach Deutschland zurückkehrten, war Aufruhr allerorten. Nicht allein die Sachsen, sondern auch Bayern, Schwaben und andere Stämme waren von Heinrich abgefallen und hatten sich in der Person des Herzogs Rudolf von Schwaben einen neuen König gewählt. Doch Heinrich war nicht gesonnen, die Krone leichten Kaufes aufzugeben. Obgleich der Papst ihn abermals bannte, weil er den Krieg gegen seinen Nebenbuhler ohne päpstliche Genehmigung begann, so sammelten sich doch um ihn viele seiner alten Freunde, und an der Elster unweit Merseburg kam es zum Treffen. Du weißt, wie es endete; zwar erkämpften die Sachsen und ihre Verbündeten den Sieg über die Mannen des Kaisers, aber König Rudolf erhielt die Todeswunde, und Heinrich, obgleich geschlagen, war seines gefährlichsten Widersachers entledigt. Für mich aber wurde der Tag von Merseburg verhängnisvoll. Am Tage vor dem Tressen begab ich mich zum Kaiser. Ich fand ihn in einer erregten Stimmung; die Sorge um den Ausgang des Kampfes lag auf seinem Gesichte. Doch empfing er mich gütig, wie er stets zu thun pflegte, und fragte nach meinem Begehr. Ich bat ihn bescheiden, mich für den morgenden Tag meiner Pflicht zu entbinden, da es mir widerstrebte, gegen meine Brüder die Waffen zu führen; im übrigen, so gelobte ich ihm, würde ich ihm auch ferner ein treuer Diener sein. Da aber flammte die Röte des Zornes in dem Gesichte des Kaisers auf. „Ha", rief er aus, „jetzt, wo
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