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1. Die Supplingenburger - S. 50

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 50 — Sogar zu uns, zu den Berbannten in Slavien, drang die Kunde, und viele verließen jetzt wieder das Land, um sich den Scharen des edlen Gottfried von Bouillon anzuschließen und mit ihm gegen die Türken zu kämpfen. Auch Herbert von Grone wurde von der allgemeinen Begeisterung hingerissen und kündete mir an, daß auch er mitziehen wolle nach dem heiligen Lande. Ich war nicht überrascht über diesen Entschluß, denn ich hatte es längst gemerkt, daß sein unruhiger Geist in der Pflege seines Kindes kein Genüge fand, und daher versuchte ich auch nicht, ihn zurückzuhalten. Als er dann kam, um von mir Abschied zu nehmen, brachte er mir in einem Kästchen die Kleinodien seiner verstorbenen Gemahlin und bat mich, dieselben für feine Tochter aufzubewahren, bis sie einst erwachsen sein würde; auch nahm er mir das Versprechen ab, das Kind nach Snpplingenbnrg zu seinen Verwandten zu sühren, „denn", so sprach er, „f>err Lothar wird sich seiner annehmen und das unschuldige Kind nicht den Fehltritt seiner Mutter entgelten lassen". Noch einmal nahm er seine Tochter in seine Arme und herzte und küßte sie; dann übergab er sie mir und sagte: „Rodbert, mein Bruder, sei Du fortan ihr Vater; ich scheide ruhig, denn ich weiß, sie ist bei Dir in treuer Hut". So schied Herbert von Grone von mir. Er ist nie wiedergekehrt; wer weiß, an welchem Orte im fernen Morgenlande er sein Grab gefunden! Auch mich litt es jetzt nicht lange mehr bei den Wenden. Voll war ich mir meiner übernommenen Verpflichtung bewußt, und meine erste Sorge mußte sein, das noch ungetanste Kind durch die Taufe in den Schoß der Kirche aufnehmen zu lassen. Ich brach daher auch auf, um wieder zurückzukehren in die Heimat. In Magdeburg ging ich zu demselben Priester, der einst Herbert und Gisela getraut, erzählte ihm das traurige Geschick derselben und bat ihn, jetzt auch ihr Kind zu taufen. Dann schrieb er mir auf meine Bitte eine Urkunde, worin bezeugt wird, daß Herbert von Grone und Gisela von Snpp-lingenbnrg in rechtmäßiger, christlicher Ehe gelebt, und
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