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1. Die Supplingenburger - S. 93

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 93 — in einer Königsburg. Am Mittage kam Rodbert, den Bertha aus dem Kloster hatte rufen lassen, um nach der Kranken zu sehen. Als er prüfend in das Gesicht der schwarzen Mirska schaute, zuckte er zusammen; in demselben Augenblicke schlug auch die Wendin die Augen auf. Auch sie schien Rodbert zu erkennen; wie ein Ausdruck des Staunens flog es über ihre harten, eingefallenen Züge. Rodbert war mit Bertha allein bei der Kranken; er beugte sich über sie und flüsterte ihr einige Worte in wendischer Sprache zu. Da richtete die schwarze Mirska mit ihrer letzten Kraft sich auf_ ihrem Lager auf und winkte die Jungfrau zu sich. <&ie ergriff ihre Hand, legte ihr die andere Hand aufs Haupt und sagte mit brechender Stimme: „Den reichsten Segen der Götter wünsche ich Dir, meine Tochter. Lichtvoll fei Dein Weg, Swantewit, der beste der Götter, fei Dein Gefährte. Nun kann die schwarze Mirska ruhig sterben!" Sie sank zurück, ein kurzes Röcheln und dann tiefe Stille verkündeten, daß sie ausgelitten. Friedlich lag sie jetzt da, gleich einer fanft Schlummernden; ein Lächeln verklärte noch im Tode die verwitterten Züge. Rodbert und Bertha sanken an dem Lager der Entschlafenen nieder im brünstigen Gebet: als sie sich wieder erhoben, sprach der Greis, indem er sich die Thränen aus den Augen wischte: „Küsse ihr den Mund, meine Tochter; sie stand Dir einst sehr nahe — sie war Deine Amme!"-------------- Außerhalb des Dorfes, auf einem wüsten, mit Ginster, Brombeergestrüpp und Disteln bewachsenen Platze wurde die schwarze Mirska, die Heidin, begraben. Eine abergläubische Furcht hielt die Landleute von dem einsamen Grabe fern; es ging die Sage, daß des Nachts Irrlichter über demselben schwebten, ja einige wollten wissen, daß der Teufel die Leiche der Hexe aus dem Grabe gescharrt und mit sich in fein unterirdisches Reich geführt habe, itfenn sich die Leute aber getraut hätten,' dem Grabe naher zu treten, so würden sie gesehen haben, daß dasselbe mit Kränzen und Blumen geschmückt war und durchaus keinen grausigen, sondern vielmehr einen fried-
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