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1. Die Supplingenburger - S. 118

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 118 — kühle Zurückhaltung war. Aber das sollte anders werden^ das gelobte er sich selbst zähneknirschend, als er nun Goslar erreicht hatte. Schon am folgenden Tage wollte er einen Befehl ergehen lassen ins ganze Reich; alle Vasallen sollten sich mit ihren Kriegern in Goslar einfinden, und gedemütigt, vernichtet werden sollte der trotzige Herzog, zerschlagen und geknechtet das Lolk, welches aus seine alten Rechte pochte. Ein schwüler Wind wehte durch die Schluchten des Harzes; Wetterwolken stiegen hinter den himmelhohen Gebirgsrnassen auf, gelbe Blitze zuckten durch die Luft und^ von fern rollte ein dumpfer Donner herüber, in vielfachem Echo an den hohen Bergen wiederhallend. — Unruhig schritt der Kaiser im hohen Saale auf und ab. Seine Begleiter hielten sich fern von ihm, denn sie sahen die Wolke des Unmuts auf der Stirn des finstern, tyrannischen Herrschers, und sie wußten, es war nicht geraten, ihm dann in den Weg zu treten. Nur sein Kaplan, ein noch junger, demütiger Priester, stand in einem Winkel des Saales und schaute mit besorgten Blicken auf seinen Gebieter. Der Kaiser schien ihn anfangs nicht zu bemerken, jetzt aber winkte er ihn zu sich, sah ihn eine Weile an und sprach: „Bruder Franziskus, die Leute sagen, daß Du ein frommer Mann bist, und ich glaube es. Aber heute will ich sehen, ob Du auch ein kluger Mann bist. Darum sage mir, was würdest Du thun, wenn Du der Kaiser wärest? Würbest Du nicht auch, wie ich es zu thun entschlossen bin, mit grimmer Gewalt das nichtswürbige Volk biefes Laubes zerschlagen, und nicht ruhen, bis der treulose Vasall, der Supplingenburger, gefesselt vor meinem Throne im Staube sich beugt?" „O Herr", entgegnete der junge Priester zitternb, „Ihr fragt mich armen, unerfahrenen Mann nach Dingen, von benen ich nichts verstehe; erlaßt mir daher, ich bitte Euch, die Antwort. Nicht um Welthänbel habe ich mich bekümmert; mein ganzes Sinnen und Trachten ist nur darauf gerichtet, Gott zu bienen und feinen Willen zu
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