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1. Die Supplingenburger - S. 158

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
Jetzt trat der Reiterung aus dem Walde, und vor den Blicken der Wanderer breitete sich die weite Ebene aus. Unmittelbar zu ihren Füßen lag das reiche Stift Königslutter; hoch ragten die Türme in die blaue Luft, die Gebäude des Klosters dehnten sich weit um dasselbe aus, grünende Kornfelder und üppige Weiden, auf denen glatte Rinder graseten, gaben Zeugnis vou dem Reichtum der Gegend. Ein Ansrns der Ueberrafchnng lief durch die Menge. Herzog Heinrich von Bayern hielt sein Pferd an und deutete mit der Hand auf die vor ihm liegende herrliche Landschaft. „Ja so mir Gott helfe", sprach er, „das ist ein schönes, reiches Land; wahrlich, wäre ich nicht Herzog in Bayern, ich möchte' Herzog in Sachsen sein! Nimmer hätte ich gedacht, daß der Norden so schön sein könnte. Sieh, mein Sohn, die reichen Fluren, die üppigen Kornfelder, und zwischen denselben die freundlichen Dörfer mit ihren Kirchen und Höfen! Und hier zu unsern Füßen das Kloster, die fromme Stiftung Deines würdigen Großvaters. Ja so mir Gott, ein schönes Erbe ist es, das Du jetzt antreten sollst". Auch Gertrud schaute mit entzückten Blicken hinab in das Land ihrer Väter, und ihre Angen suchten die Richtung, wo die Burg Suppliugeuburg, wo einst ihre Wiege gestanden, sich erhob. Der junge Heinrich aber war vom Pferde gesprungen; weit breitete er seine Arme aus, als wollte er das Land und das ganze Volk desselben an sein stürmisch klopfendes Herz ziehen. Dann aber, von seinen Gefühlen überwältigt, fiel er auf seine Kniee nieder und küßte den Boden. Als die sächsischen Ritter, welche das Gefolge bildeten, dieses sahen, brach ein lauter Jubel unter ihnen aus; laut riefen sie dem jungen Fürsten Beifall, der es gezeigt, daß der Boden der Heimat ihm ein heiliger sei. Die Herzogin zog ihren Sohn stürmisch in die Arme und bedeckte sein Gesicht mit Küssen und Freudenthränen. Selbst die Augen des Bayernherzogs wurden naß. „Ja so mir Gott", sprach er, das Land ist es wert, daß man es küsse. Ich weiß, mein lieber Sohn, Du wirst Deinem Volke ein gerechter Herr sein, wie
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