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1. Der Freischöffe von Berne - S. 82

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 82 — dunkeln Augen, welche Blitze zu sprühen schienen, die hervorstehenden Backenknochen, die eingefallenen Wangen, der schlürfende, schwankende Gang gaben seiner Gestalt etwas Gespenstisches, und selbst der Erzbischof war bestürzt über diese ungewohnte Erscheinung. Demütig blieb der Mönch an der Thür stehen, bis Gerhard ihm winkte näher zu treten und nach seinem Begehr fragte. Mit dumpfer Grabesstimme sprach der Mönch: „Ich habe heute gehört, wie durch den heiligen Mund der Kirche der Fluch ausgesprochen ist über das ruchlose Volk der Ste-dinger; ich selbst war Zeuge dieser heiligen Handlung, und als ich dort auf den Steinfliesen des Domes ausgestreckt lag im inbrünstigen Gebet, da kam es über mich wie eine Botschaft vom Himmel, daß ich berufen sei, umherzuziehen in Deutschland von einem Ort zum andern und das Kreuz zu predigen gegen die Verruchten, welche die Wohlthaten der Kirche mit Füßen treten. Deshalb komme ich zu Dir und biete Dir meine Dienste an. Ich bin Konrad, genannt der Marburger, und mir ist von dem heiligen Vater der Auftrag geworden, zu kämpfen gegen jede Art der Ketzerei in deutschen Landen. Ausgerüstet bin ich mit kräftigen Vollmachten, worin geschrieben steht, daß überall, wohin ich komme, Geistliche und Laien mich unterstützen sollen in meinem heiligen, gottgefälligen Werk. Alle Thüren müssen sich vor mir öffnen, in jede Familie habe ich Recht einzudringen und mich zu erkunden nach den tiefsten Geheimnissen; niemand darf mir etwas verschweigen, ja selbst das Siegel der Beichte darf ich brechen. Hast Du nicht schon gehört, wie dort, wohin ich komme, dem Volke die Augen geöffnet werden, daß es die Ketzerei erkennt, wie die Väter die Ankläger der Söhne, die Söhne die Ankläger der Väter werden? Hast Du nicht vernommen, wie die Flammen der Scheiterhaufen emporlodern und die sündigen Leiber der Lästerer zu Asche verbrannt werden? Selbst den Meineidigen, Räubern und Mördern wird der Mund geöffnet, daß sie zur Ehre Gottes und seiner heiligen Kirche es verkündigen, wenn irgendwo im Verborgenen die Sünde
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