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1. Der Freischöffe von Berne - S. 101

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 101 — von dem er sich kaum gelöst. Er kämpfte einen schweren Kamps. Unruhig ging er in dem hohen Gemache auf und ab; Konrad aber verfolgte ihn mit seinen Augen, als wenn er in seinen Bewegungen, in seinen Mienen lesen wollte. Endlich stand der Kaiser vor dem Mönche still. „Ehrwürdiger Vater", sprach er, „Dein Auftrag kämmt mir so unvorbereitet und so unerwartet, daß ich Dir heute keine Antwort geben kann. Bleibe die Nacht hier in der Stadt, Du wirst ohnehin ermüdet sein von dem weiten Wege, den Du zurückgelegt, und morgen Mittag komme wieder zu mir, dann will ich Dir Bescheid geben." „Es sei, wie Du gesagt hast", erwiderte Konrad; „zwar bedarf ich nicht der Ruhe, wie Du wähnest, denn im Dienste der Kirche verzehre ich mich und ich könnte heute noch den doppelten Weg zurücklegen, wenn es das Wohl des Reiches Gottes erheischte. Aber ich habe Geduld mit Deiner fleischlichen Schwachheit und gewähre Dir Bedenkzeit bis morgen. Möge Gott Dich erleuchten, daß Du das Rechte wählest!" Und mit schleichenden Schritten, wie er gekommen, verließ er das Gemach des Kaisers, um bei den Dominikanern in der Stadt sein schlechtes Quartier zu beziehen. Als die Thüren des Palastes sich hinter dem Mönche geschlossen hatten, berief der Kaiser alsbald seine vertrautesten Freunde zu sich, um mit ihnen zu beraten, was zu thun sei. Die Meinungen waren geteilt; einige rieten, um des Friedens willen dein Drängen des Papstes nachzugeben und die Acht anzusprechen über ein Volk, welches doch bereits dem Untergange geweiht sei; die andern aber wollten von einem Nachgeben gegen die unbillige Forderung nichts wissen und wollten lieber noch einmal den Kaiser dem Banne verfallen sehen, als zu einem offenbaren Unrecht ihm raten. Da erhob sich der Erzbischof Jakob von Capua, Friedrichs vertrautester Ratgeber und Freund, und sprach: „Von Eurem Ausspruche, mein Herr und Kaiser, hängt es ab, ob fortan Friede im Reiche herrsche oder nicht. Ihr wißt, welche Macht von Rom aus über die Gewissen ausgeübt wird; Ihr
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