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1. Der Freischöffe von Berne - S. 109

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 109 - Nicht immer blieben sie auf der geraden Straße; im Gegenteil machten sie oft weite Umwege, um recht lange Zeit zu gebrauchen. Unterwegs ließen sie sich von den Bürgern und Bauern verpflegen, und was ihnen nicht freiwillig gegeben wurde, das nahmen sie mit Gewalt, und zum Dank setzten sie den Bauern, wenn sie abzogen, den roten Hahn aufs Dach. So kam es, daß nicht selten die Gegend, durch welche sie gezogen waren, einer Einöde glich, und mancher Bauer, der durch die frommen Kreuzfahrer zum Bettler gemacht wordeu war, schloß sich ihrem Zuge an, um durch Raub an den Stediugeru wieder zu gewinnen, was er daheim verloren. Am schlimmsten kamen die unglücklichen Juden weg, die sie unterwegs antrafen. Ihnen, als Feinden der Kirche, wurde gewöhnlich alles genommen, was sie hatten, und die Bejammernswerten konnten froh sein, wenn ihnen das nackte Leben gelassen wurde. Endlich kamen die Waller wie eine Herde ausgehungerter Wölfe in Bremen an. Dort legten sie sich zu den Bürgern ins Quartier, besuchten täglich die Messe in den verschiedenen Kirchen, und verbrachten die übrige Zeit mit Zecheu, Trinken und Waffenübungen. Die Stadt hatte infolge der vielen, von allen Seiten herbeigeströmten Fremdlinge in dieser Zeit ein gar buntscheckiges Ansehen. Neben dem Westfalen stand der Wende, neben dem Rheinländer der Thüringer, neben dem Hessen der Holsteiner. Die Niederländer und Flandrer kamen zu Schiffe über die Nordsee die Weser herauf gefahren in so großer Anzahl, daß bisweilen der ganze Strom von ihren Fahrzeugen bedeckt war. Gegen 40000 Krieger sollen in der Stadt zusammengeströmt sein, Ritter und Knappen, Freie und Unfreie, Bürger und Bauern, außerdem eine ungeheure Anzahl von Priestern und Mönchen, welche die Kreuzfahrer begleiteten. Neben der glänzenden, goldstrotzenden Waffenrüstnng der Ritter und ihrer Knappen sah man die ost zerlumpten Kleidungen der gewöhnlichen Krieger, die oft nur mit einer Keule oder einem verrosteten Schwert bewaffnet waren; alle aber waren in gleicher Weise erfüllt von
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