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1. Die Burgfrau von Ahlden - S. 82

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 82 - Als Gertrud allein war, sann sie Tag und Nacht auf nichts anderes, als wie sie sich an Ethelwolf für den Betrug rächen konnte. Sie fand ein grausames Vergnügen darin, sich von ihrem Vater und dessen Dienern von der Schönheit der weltberühmten Hauptstadt London, von der Pracht des königlichen Hofes und der Macht und dem Ansehen des englischen Königs erzählen zu lassen; und wenn sie dann bedachte, daß sie von dem Orte, an dem sie als Königin hätte herrschen können, nunmehr durch die Untreue ihres Gemahls für immer verbannt sein müsse, so überließ sie sich dermaßen ihrer Traurigkeit, daß niemand sie zu erheitern imstande war. Zu dieser Zeit geschah es, daß ein italienischer Maler im Aufträge des Herzogs von Modena eine Studienreise durch England machte, um die Bildnisse der schönsten englischen Damen zu sammeln, mit denen der Herzog seine Galerie schmücken wollte. Er kam auf dieser Reise auch an den Hof des Herzogs von Devon, weil er von der Schönheit der Prinzessin Gertrud gehört hatte, und er bat um die Erlaubnis, dieselbe malen zu dürfen. Sowohl der Herzog als auch Gertrud bewilligten ihm dieselbe gern, und der Maler begann alsbald sein Werk. Während aber so die Prinzessin ihm in den verschiedensten Stellungen saß, fand sie Gelegenheit, dem Maler zu sagen, daß am Hofe des Königs von England viele schöne Frauen sich befänden, die es sich zur Ehre anrechnen würden, von einem so geschickten Maler gemalt zu werden, und sie überredete ihn leicht, sich an den Hof Eduards zu begeben. Ehe der Maler jedoch seine Reife nach London antrat, bat Gertrud ihn, dem Könige ihr wohlgetroffenes Bildnis zu zeigen; sie war sicher, daß dieser alsdann fragen würde, welche Dame das Bild vorstelle, und^ auf diese Weise hoffte sie, daß Eduard hinter die Schliche ihres Gemahls kommen werde. Der Maler versprach der Prinzessin gern, ihre Bitte zu erfüllen, und sobald er ihr Bildnis vollendet hatte, trat er die Reise nach London an. Gertrud aber hatte durch ergebene Diener das Gerücht aussprengen lassen, daß
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