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1. Parricida - S. 56

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 56 — darüber nachdachte, desto verwerflicher zu sein. Das etwa waren die Gedanken, mit denen Bnrchard in den Garten hinabstieg, und er beruhigte sich erst, als er den putfchlu^ gefaßt hatte, auf die Aussagen des Müllers tetn Gewicht zu legen, wenn dieser nun wirklich als Ankläger gegen Jan Oftrif auftreten sollte. k * ^ in der Geißblattlaube faß die Gemahlin des Ritters Bnrchard von Schledehausen, während seine beiden Töchter mit einem Hündchen ans den Kieswegen glichen den Blumenbeeten umherspielten. Bei diesem Anblick erheiterte sich das Auge des Schloßherrn: er schüttelte sich, als wollte er eine Last von sich werfen und dann trat er zu feiner Gemahlin in die Geißblattlaube, deren Blüten einen süßen Duft ausströmten. Aber noch eine zweite Dame saß in der Laube an dem schweren Lichentische, und ein scharfes Auge konnte in den verhärmten Zügen ihres Gesichtes unschwer eine Ähnlichkeit mit dem Ritter Bnrchard entdecken. In der Tat war es feine Schwester Mechtildis, die feit einigen Jahren schon, seit dem Tode ihres Gemahls, ans dem Schlosse des Bruders eine Zuflucht gefunden hatte. Ihr von der Witwenhaube bedecktes Haar war schneeweiß, ein nennen* artiges Gewand von schwarzer Farbe umhüllte bte zarten, noch jugendlichen ©lieber, und die geröteten Ränber ihrer Augen legten Zeugnis bavon ab, daß sie auch jetzt noch, obwohl schon mehrere Jahre seitbem verflossen waren, dem von ihr geschiedenen, geliebten Gemahl heiße Tränen nachweinte. Die beiden Frauen schienen in ein ernstes Gespräch vertieft zu sein, so daß sie das Herzutreten des Gatten und Bruders erst gewahrten, als er bereits vor ihnen stand. Mit inniger Teilnahme ruhte das Auge des Ritters auf den vergrämten Zügen der Schwester, und als er sah, daß sie wieder geweint hatte, legte er ihr die Hand auf das Haupt und sagte mit mildem Vorwurf: „Immer noch weinen, Mechtildis? Ich sollte doch meinen, daß endlich der Strom Deiner Tränen versiegt sein müßte. Ist es Dir denn nicht möglich, das Vergangene zu vergessen und Dich wieder der Gegenwart zu
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