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1. Parricida - S. 57

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 57 — freuen? Sieh doch, wie unsere beiden Rangen dort im Garten zwischen den Beeten umhertollen und sorglos in den Tag hineinleben; kannst Du es ihnen wenigstens nicht in etwas gleichtun und versuchen, Dich auch des Lenzes zu erfreuen, der mit feiner ganzen Pracht und Blütenfülle wieder bei uns eingekehrt ist?" Aber Mechtildis schüttelte den Kopf und nahm die Hand des Bruders in die ihrige. „Du bist gut, Burchard," sagte sie. „Was wäre in dieser unseligen Zeit wohl aus mir geworden, wenn ich Dich nicht gehabt hatte? Aber ich merke es immer mehr, ich paffe nicht länger in Dein Haus. Deine Töchter werden großer, und Du sagst es ja eben selbst, sie nehmen das Leben noch don der heiteren Seite. O möchten sie die Kehrseite niemals kennen lernen! Zu dieser Fröhlichkeit, diesem harmlosen Jugendübermut paffe ich nicht mit meiner steten Trauer; sie fällt bisweilen, ich merke es wohl, wie Meltau auf den Frohsinn Deiner Kinder. Ihr Lachen verstummt, wenn sie mich von ferne sehen, und wie mit ängstlicher Frage ruhen bisweilen ihre großen Kinberaugen auf mir. Täglich muß ich fürchten, daß sie mich fragen: „Sage uns boch, Muhme, warum Du immer weinst; erzähle uns einmal etwas aus Deinem Leben!" Und dann, Bnrchard, dann könnte, dann bürste ich ihnen nicht antworten." — Und ein krampfhaftes Schluchzen erstickte ihre Stimme, so daß sie nicht weiter zu sprechen vermochte. Für sie nahm jetzt Frau Jngeborg, ihre Schwägerin, das Wort und sagte: „Soeben, ehe Du zu uns kämest, Burcharb, hat Deine Schwester mir schon zum zehnten Male den Wunsch ausgesprochen, zu den frommen Schwestern auf dem Gertrudenberge zu gehen und den Schleier zu nehmen. Ich habe versucht, es ihr auszureden; aber all meinen Worten fetzt sie nichts entgegen als Tränen. Dort im Kloster glaubt Mechtildis sich geborgen und im Gebete für das Seelenheil ihres Gemahls Ruhe und Frieden zu finden. Kaum vermag ich es noch, ihr zu widersprechen; denn ich muß gestehen, wäre ich in ihrer Lage, ich würde dasselbe wünschen. Aber Mechtildis fürchtet
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