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1. Parricida - S. 99

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 99 — die arme Mutter an dem unglücklichen Kinde, das sie von nun an keinen Augenblick von sich ließ, und das Leid des Sohnes ließ sie ihr eigenes tiefes Herzeleid vergessen. Da kam auch der Burgherr in den Garten, um zum ersten Male seinen Gast zu begrüßen. Burchard von Schledehausen war, trotz aller Rauheit seines Wesens, dennoch ein Edelmann im besten Sinne des Wortes; und das zeigte sich auch jetzt, als er das Weib des von seiner Hand gefallenen Feindes aufforderte, bei ihm und den Seinen auf der Burg zu bleiben und für ihr ganzes Leben hier Gastfreundschaft zu genießen. Aber Irmgard lehnte dieses freundliche Anerbieten ab. „Ich danke Dir," sagte sie, „für Deine gute Meinung; aber ich muß den letzten Auftrag meines Gatten erfüllen, und der lautet, mit meinem Kinde nach Wien zu gehen und dort die Gnade des Herzogs Friedrich anzurufen. Dieser Auftrag ist mir heilig, und es ist deshalb meine Absicht, sobald als möglich die Reise anzutreten. Meine beiden Diener begleiten mich, und unter ihrem Schutze werde ich mit meinem blinden Söhnlein wohl das Ziel erreichen." Und dabei blieb es, trotzdem auch Jngeborg und Mechtildis mit Bitten in Irmgard drangen. Schon nach einigen Wochen brachen die Wanderer auf, um, wenn möglich, noch vor Eintritt der rauhen Jahreszeit nach Wien zu kommen. Wie es ihnen auf der Wanderschaft erging und ob Irmgard in Wien die Verzeihung des Herzogs Friedrich des Schönen erlangte, davon ist keine Kunde bis zu uns gedrungen. Wahrscheinlich aber ist es, daß Irmgard überhaupt nicht bis zum Herzog vordrang. Denn es war inzwischen der unselige Streit zwischen Bayern und Österreich ausgebrochen, der nach der Miihldorfer Schlacht den Herzog Friedrich in die Gefangenschaft Ludwigs von Bayern lieferte, der ihn drei Jahre lang auf der Burg Trausnitz in der Pfalz in Haft hielt. Für den Gefangenen setzte sein Bruder Leopold den Krieg gegen Bayern fort und führte auch für ihn die Regierung der österreichischen Lande. Von Leopold aber wußte Irmgard, 7*
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