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1. Quellenlesebuch zur Geschichte der Provinz Hannover - S. 143

1907 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
65. Vom 15.—29. Juni 1866 in Göttingen. 143 material und Pferdegeschirren! Ganze Berge liegen aufeinander getürmt; es fehlt an Pferden, sie fortzuschaffen. Die Pferde vor den Kanonen wollen nicht mehr stehen; sie müssen an einen andern Platz gefahren werden. Kranken-, Munitions-, Pulver-, Trainwagen, hin-und herlaufende Menschen — alles durcheinander! Man ist seines Lebens nicht sicher! Reihenweise liegen die Soldaten hart am Wege und schlafen. Wie groß muß die Ermüdung sein, um in solchem Tumulte schlafen zu sönnen! . . . Donnerstag morgen. Um 5 Uhr luden sie Getreide auf hier an der Straße. Das Militär ist fort. . . . Der König ist fort. Es soll ein ergreifender Augenblick gewesen sein, als nach vielem Hin- und Herlausen von Offizieren endlich der König in Begleitung des Kronprinzen und einiger Adjutanten auf die Straße gekommen ist, um fortzuziehen. Tiefe Bewegung hat auf seinem Gesichte gelegen. . . . Mit unsicherer Hand hat er nach seinem Pferde gefühlt und ist aufgestiegen. Der Kronprinz ist ihm zur Seite gewesen, die übrigen Herren haben sich um ihn geschart, und sie sind hinausgeritten zum Geismartore auf dem Wege nach Heiligenstadt, der Armee auf dem Fuße folgend. Wortlos und niedergeschlagen ist alles vor sich gegangen; wortlos und niedergeschlagen haben die Zuschauer daneben gestanden. 728 Uhr. Die Artillerie und Infanterie, die im Norden stationiert war, zieht ein ohne Sang und Klang, bestaubt, bespritzt, wortlos. ... Da wird „Halt" geboten. Die Truppen lagern sich auf dem Trottoir, zu beiden Seiten der Straße entlang; drüben der Jakobikirchhof ist übersät. Die Geschütze, Pulver-, Trainwagen und alle möglichen Gespanne füllen den Fahrweg. . . . Der Ausrufer: „In fünfviertel Stunden soll jeder Hauswirt gekochtes Essen für 10 Mann auf die Straße bringen ..." 3alo Uhr. Das Effert wurde auf die Straße gebracht und verzehrt. Viele konnten vor Müdigkeit nicht essen, die letzten mußten halb zurücklassen, was ihnen gespendet war . . . Kavallerie zieht durch ohne Sang und Klang. Eine unübersehbare Wagenmasse folgt. . . . 4 Uhr. Das Wogen in der Straße will kein Ende nehmen; jedes Gesicht trägt die Qual der Erwartung. Die Preußen werden stündlich erwartet. . . . 3/46 Uhr. Der Nachtrab der hannoverschen Armee, das Goslarsche Jägerbataillon, rückt ein. Es war bei Northeim zurückgeblieben, um die Eisenbahnschienen aufzunehmen. Nach kurzer Rast folgt es dem Heere. Die Stadt ist wie ausgestorben, der Kontrast gewaltig.... Freitag, 22. Juni. Fünf Minuten vor 11. Welch eine Bewegung! „Die Preußen! die Preußen!" Das ist das Zauberwort, welches die eben noch ausgestorbene Straße plötzlich mit Menschen übersät. Aus allen Häusern, aus allen Nebenstraßen stürzt die Be-
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