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1. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 154

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
154 eine Bitte vorbringen wollte, kam um so schneller zum Ziel, je mehr er Geld mit offenen Händen ausstreute. Alles war feil gegen Geld. Gestärkt wurde die Macht des Papsttums durch die Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner. Da sie direkt unter dem Papst standen, konnte kein Bischos ihnen entgegentreten. Sie kamen in die Gemeinden, predigten, hörten Beichte und erteilten Absolution, und die Pfarrer, ja die Bischöfe mußten zusehen, wie sie zurückgedrängt und in ihrem Ansehen geschädigt wurden. So trat die Papstgewalt überall in den Vordergrund. Endlich wußten es die Päpste dahin zu bringen, daß alle wichtigen Angelegenheiten durch die Appellation an den Papst in Rom entschieden wurden. Einzelfragen der örtlichen Kirchenverwaltung, die am besten an Ort und Stelle zur Er- ledigung kamen, wurden so in Rom verhandelt, wo man für die jeweiligen Bedürfnisse kein Verständnis haben konnte, sich aber durch Bestechung nicht selten beeinflussen ließ. Natürlich waren dadurch die Geistlichen zu unaufhörlichen Reisen an den päpstlichen Hof veranlaßt, was sie ihrem Amte oft auf lange Zeit entzog. b) Lehre und kirchliches Leben. Die Gewaltherrschaft der Kirche trat auch in der Entwicklung der Lehre hervor. Die Bibel galt nicht mehr als die alleinige Richtschnur des christlichen Glaubens. Lehren berühmter Männer, päpstliche Gesetze, Beschlüsse von Synoden hatten höheren Wert. So war die Kirche von der Wahrheit des Evangeliums eigenmächtig abgewichen und hatte die Lehre teilweise gefälscht. Mit Gewalt forderte sie von allen ihren Gliedern, sich unter die von ihr ver- kündete Lehre zu beugen, und damit die Laien deren Übereinstimmung mit der Bibel nicht nachprüfen sollten, war ihnen das Lesen derselben verboten. Die Zahl der Sakramente war nach langen Schwankungen auf sieben festgesetzt worden. Vom heiligen Abendmahl galt seit 1215, daß sich Brot und Wein tatsächlich in Leib und Blut Christi verwandle und zwar allein durch den Priester. Der Kelch wurde den Laien entzogen, was man damit begründete, daß in dem Brote, sobald es sich in den Leib verwandle, das Blut mit enthalten sei. Die größte Gewalt aber maßte sich die Kirche in der Lehre über das Seelenheil an. Nur die Sünden, verkündete sie, -würden vergeben, die dem Priester gebeichtet würden; wegen der nicht gebeichteten müsse die Seele nach
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