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1. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 191

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
191 Während so das Volk einem seiner größten Söhne zujubelte, sprach sich der Kaiser ganz entschieden gegen Luther aus und äußerte schon bei seinem ersten Auftreten verächtlich: „Der soll mich uicht zum Ketzer machen." Seine Absicht, die ganze Angelegenheit durch ein Machtwort kurzerhand abtun zu können, gelang ihm freilief) nicht. Auf Betreiben der Fürsten, die von der wachsenden Gärung im Volke Kenntnis hatten, wurde vielmehr eine Kommission eingesetzt, die weiter mit Luther verhandeln sollte; doch kam man dabei zu keinem Ziel. Luther reiste, da sein Geleit auf drei Wochen lautete, am 26. April ab. Am 25. Mai stimmten die weuigeu noch auf dem Reichstag zurückgebliebenen Fürsten dem Edikt zu, das über Luther, den „verstockten und dem Satan verfallenen Ketzer" die Acht aussprach. Es wurde auf den 8. Mai, an dem es eingereicht worden war und an welchem Tage eine größere Anzahl von Fürsten zugegen gewesen waren, zurückdatiert. Unterdessen hatte der Kaiser auch ein Kriegsbündnis mit dem Papst gegen Frankreich geschlossen. So stand jetzt das Kaisertum treu zum Papsttnm und entfremdete sich damit einem großen Teile der deutschen Nation. Der junge Herrscher hatte die Hoffnung, daß er im Kampfe gegen die römische Tyrannei sich an die Spitze der Resormbewegnng stellen würde, bitter enttäuscht. Man wußte nun, was man von ihm zu erwarten hatte. So wurde durch die Haltung des Kaisers der Grund zur religiösen Spaltung Deutschlands gelegt, die für nufer Volk bis auf den heutigen Tag von unberechenbarem Schaden gewesen ist. Luther wurde auf der Rückreise von Worms einer vorherigen Verabredung gemäß im Thüringer Walde von Reitern ans dem Wagen gerissen und nach der Wartburg in Sicherheit gebracht. Dort lebte er als Ritter mit Haupthaar und Bart, streifte wohl auch mit durch den Wald, meist aber saß er in seinem Zimmer, von dem aus er den Blick über die waldbedeckten Höhen seiner thüringischen Heimat schweifen lassen konnte, und arbeitete an dem großen Werk der Bibelübersetzung; in wenigen Monaten übertrug er dort das Neue Testament in die deutsche Sprache. e) Die Kircheiitrennung. Der großen Reformbewegung, die noch ganz im Werden begriffen war, war der Führer entrückt. Da traten einige Schwärmer ans, die das Urchristentum wiederherstellen wollten, in Zwickau z. B. ein Tuchweber Storch, der verkündete, daß man keines
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