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1. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 231

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 231 — Nachgiebigkeit zu bewegen. Sein Kurland und die Kurwürde aber erhielt Moritz; nur einige thüringische Gebiete verblieben seinen Söhnen. Philipp von Hessen, durch Moritz und Joachim von Brandenburg veranlaßt, nach Halle zu kommen, wurde dort in Haft genommen. Deutschland lag besiegt zu den Füßen des Kaisers. Karl V. hatte die Höhe seiner Macht erreicht. Stolzen Mutes eröffnete er noch im Jahre 1547 den Reichstag zu Augsburg, auf dem sich die gedemütigten Fürsten sehr fügsam erwiesen. Sie nahmen 1548 den Reichstagsabschied mit dem „Augsburger Interim" an, das den Protestanten bis zur endgültigen Regelung P r i e st e r e h e und L a i e n k e l ch zugestand, im übrigen aber den katholischen Standpunkt wahrte. Der Kaiser meinte, damit den Deutschen den Glauben diktieren zu können; aber weder das Volk noch die gefangenen Fürsten unterwarfen sich. Auch die von Moritz — vom Volke „Judas von Meißen" genannt — für seine Lande entworfene Kirchenordnung, das Leipziger Interim, fand keinen Anklang. Offen widersetzte sich Magdeburg und wurde deshalb geächtet. In Süddeutschland begann der Kaiser selbst das Interim mit Gewalt durchzuführen und zwang Württemberg und die Pfalz zum Gehorsam. Mancher bekenntnistreue Pfarrer mußte damals seine Gemeinde verlassen und sich durch Flucht der Gewalt spanischer Soldaten entziehen. „Seit mehr als 300 Jahren machte sich zum erstenmal ein durchgreifender Wille geltend." — „Es war einmal wieder ein Oberhaupt von durchgreifender Macht in Deutschland, und jedermann fühlte, daß ein solches da war" (Ranke). Aber so sehr jetzt der Kaiser seine Pläne zu verwirklichen glaubte, überall stieß er auf zähen Widerstand, die Unterwerfung Deutschlands war nur eine scheinbare. Das deutsche Fürstentum erkannte, daß es durch das herrische Vorgehen des Spaniers in seiner Selbständigkeit schwer bedroht war. Karl wollte auch seinem Sohne Philipp die deutsche Kaiserkrone sichern, damit das Habsburgische Weltreich vereinigt bliebe. Was aber Deutschland von diesem zu erwarten hatte, darüber täuschten sich die Fürsten nicht. Sie fühlten, daß die nationalen und religiösen Interessen auf dem Spiele standen. Tiefe Mißstimmung rief endlich die Gefangenhaltung des Landgrafen Philipp von Hessen, der nach den Niederlanden abgeführt worden war, und seine schimpfliche Behandlung hervor. Man empfand die rücksichtslose Herrschaft Karls allgemein als eine Knechtung. Das gesamte Fürstentum, das katholische nicht weniger
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