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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 270

1877 - Oldenburg : Stalling
270 worum es sich handelte, so rsteten sie sich zu einem Kampf auf Leben und Tod. Sie pflanzten die rothe Fahne auf und brachen am 22. Juni in einen Aufstand los, der mit solcher Planmigkeit und solchem taktischen Geschick angelegt war, da Paris vier Tage lang mit der verzweifelten Hartnckig-keit der Rothen einen bisher unerhrten Barrikadenkampf zu bestehen hatte. Aber die Regierung war gerstet, und der aus Algerien zurckberufene General Cavaignac hatte einen eigenen Feldzugsplan gegen die Barrikaden ausgearbeitet. Gegen 40,000 Socialisten, die von Huptern der Klubs und abgesetzten Offizieren der republikanischen Garde geleitet wur-den, hatten sich in Haufen von je 78000 Mann in die engen Straen des volkreichen stlichen Stadtviertels ver-theilt, errichteten hier allenthalben furchtbare Barrikaden und suchten von ihrem Hauptquartier in der Kirche St. Severin und von der Vorstadt St. Arttome aus das Stadthaus und die Polizeiprfectur zu gewinnen, um daselbst die sociale Re-publik auszurufen. Sogleich erklrte die Nationalversamm-lung die Stadt in Belagerungszustand und bertrug dem General Cavaignac die Dictatur. Er hatte Anfangs nur 10,000 Mann von der Linie, bot aber eiligst die Garnisonen der benachbarten Orte auf und suchte zuerst durch Pro-clamationen auf die Menge zu wirken; allein die fanatisirten und durch berauschende Getrnke in Wuth und Wahnsinn versetzten Menschen hrten nicht auf die Stimme der Ver-nunft. Mitten unter dem Sturme eines blutigen Ver-nichtungskampfes begab sich der Erzbischof von Paris, Dio-nysius August Affre, nach einer der hchsten Barrikaden, um Worte des Friedens und der Vershnung zu reden, fiel aber, von einer tckischen Kugel getroffen, als Opfer seiner Men-schenliebe. Die Wuth der Emprer kannte keine Grenzen; sie mordeten und verstmmelten die Gefangenen auf eine schauderhafte Weise, reichten ihnen vergifteten Branntwein und verbten die raffinirtesten Bosheiten. Ganz Paris war von Schrecken gelhmt, und während des Wuthgetses auf den Kampfpltzen herrschte in den brigen Theilen der Stadt Todtenstille und alle Fenster und Thren waren ge-schlssen. Schon verabredete Cavaignac mit dem Kammer-Prsidenten fr den Fall, da der Aufstand in Paris siegen
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