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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 290

1877 - Oldenburg : Stalling
290 folger, Alexander Ii., war friedliebender als sein Vater und htte um so eher Friedensvorschlge machen knnen, als er von vorn herein dem Kriege entgegen gewesen war; vorlufig aber schien die Ehre Rulands die Fortsetzung des Krieges zu verlangen, obgleich dasselbe in diesem Kampfe bereits 250,000 Menschen, meist durch Krankheiten, verloren hatte. Indessen rief Alexander Ii. den Fürsten Menzikow ab, dessen schroffes Auftreten Ansto erregt hatte. und bergab den Oberbefehl dem Fürsten Gortschakow. Auf der anderen Seite konnten aber auch die Westmchte vor der Einnahme Sebasto-Pols an keinen Frieden denken, am wenigsten Napoleon Iii., dessen Kaiserthron durch einen so schmhlichen Ausgang des Krieges gefhrdet worden wre. Die Belagerung nahm da-her erst recht ihren Anfang. Sebastopol wurde vierzehn Tage lang aus fnfhundert Feuerschlnden beschossen, während Totleben alle Schden mit unglaublicher Schnelligkeit aus- alle Verstellung, obwohl Niemand in seine innersten Gedanken eindrang. Seine Thtigkeit war riesenhaft und erstreckte sich auf alle Gebiete des Staates. Des Kaisers eigene Kanzlei war die groe reformirende Behrde, und die hundert Generaladjutanten flogen als Vollstrecker der kaiserlichen Befehle wie Blitze durch das Reich; wo es aber den hchsten Ernst galt, da war der Kaiser selbst." Uebrigens machte ihn seine stolze Und starre Natur gegen allen Tadel, den sein Character und sein Sy-stem erregte, unempfindlich. In seinen letzten Tagen bertrug er am 24. Febr die Geschfte dem Thronfolger und lag fiebernd und schwer hustend auf seinem Feldbette, dessen Polster nur mit Heu ausgefllt waren, blos mit seinem Soldatenmantel bedeckt. Als sein Zustand sich verschlimmerte, bat ihn aus den Rath der Aerzte die Kaiserin, das h. Abendmahl zu nehmen, das er in tiefster Andacht empfing und dann erleichtert sagte: Ich hoffe, da mir Gott jetzt seine Arme ffnen wird." Er nahm Abschied von seiner Familie, segnete sie und sagte seiner Dienerschaft Dank fr ihr Treue, Alsdann traf er Anordnungen wegen seines Begrbnisses. Als Briefe von den beiden Grofrsten aus Sebastopol anlangten, wollte der Sterbende sie nicht mehr lesen und sagte: Es wrde mich nur wieder auf die Erde zurckziehen." Bald verlie ihn die Sprache und er betete still fr sich. Wenige Minuten nach Mitternacht entschlief er ohne Schmerzen, ausgestreckt auf feinem Feldbette mit dem Ausdruck des Friedens auf feinem Angesicht, auf dem selbst die Hand des Todes die Schnheit und Majestt nicht aus-zutilgen vermochte." Sein Ende wurde von seinen llnterthanen, mit Ausnahme derer, die von seiner Regierung Vortheil hatten, als Befreiung von unertrglicher Last betrachtet.
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