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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 9

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 9 — zu St. Germain den Friedensbedingungen unterwerfen mußte und gezwungen wurde, alle den Schweden in Pommern abgerungenen Besitzungen zurückzugeben. Ludwig hatte die Schwäche Deutschlands erkannt und sprach sehr verächtlich von ihm, er äußerte z. B.: „Die Deutschen werden mir keinen Krieg mehr machen." Erstand jetzt auf der Höhe seiner Macht und ging nun — unter dem Scheine des Rechts — zu Gewalttaten vor; er setzte zu Metz, Breisach und Besan?on Gerichtshöfe ein, die untersuchen sollten, welche Orte und Gebiete mit den in verschiedenen Friedensschlüssen gemachten Erwerbungen jemals im Zusammenhange gestanden hätten. Darauf erhob er Anspruch, ließ sie ohne weiteres besetzen und mit Frankreich vereinigen (reunir), weshalb die Gerichtshöfe als Reunionskammern bezeichnet wurden. Sie entfalteten mit Unterstützung der Bischöfe von Metz, Tonl und Verdun eine emsige Tätigkeit und suchten alles zusammen, was seit der Merowingerzeit in irgend einer Weise von französischen Besitzungen abhängig gewesen war. Vor allem machte sich der Köuig die ihm im Westfälischen Frieden gewordenen Zugeständnisse zunutze, nahm die zehn elsässischen Reichsstädte, über die er die Vogtei hatte, in seinen Besitz und ließ sie zu stattlichen Festungen ausbauen. Die Landämter von Straßbnrg, Gebiete der Grafen Salm und Saarbrücken, die Pfalzgrafschaft Zweibrücken, die Württembergische Grafschaft Mömpelgard als bnrgnndifches Lehen und verschiedene rechtsrheinische Ländereien wurden in französische Verwaltung genommen. Die elsässische Reichsritterschaft unterwarf sich dem Eroberer. Die schwerste Gewalttat Ludwigs aber war die Wegnahme Straßbnrgs 1681. Diese Stadt bildete den Schlüssel zum deutschen Westen, und erst ihr Besitz vermochte die Herrschaft über das Rheinland zu befestigen. Sie sollte daher um jeden Preis französisch werden. Mit Hilfe der Reunionskammern war sie nicht zu erlangen, da ihre Eigenschaft als freie Reichsstadt nicht, angefochten werden konnte. Darum schritt Ludwig zur Gewalt. Mit einer großen Armee schloß er die Stadt ein und zwang sie zur Ergebung. Leider trat der Bischof vou Straßburg, Egon von Fürstenberg, auf Frankreichs Seite. Dagegen herrschte uuter deu Bürgern eine trendeutsche Gesinnung. Sie war aber zu schwach, die Stadt gegen die Übermacht zu halten, und Kaiser und Reich taten nichts zu ihrer Verteidigung, da im Osten die Türkengefahr drohte. Ein Schrei der Entrüstung ging durch Deutschland, in
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