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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 62

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 62 — lings vermochte mancher sein Glück bei Hofe zu machen. In einzelnen Fällen überließ sogar der Fürst sich und die Staatsgeschäfte ganz dem Einfluß eines Hofmanns. So lag unter Friedrich August Iii. von Sachsen die Regierung fast ganz in den Händen des Grafen Brühl. Der gesellige Ton an den Höfen entsprach der herrschenden leichten Lebensart. Die Hofleute, zum Teil leichtfertige und charakterlose Personen, ermangelten meist einer gründlichen Bildung. Ernstes Streben und wissenschaftliche Neigungen wurden überhaupt als weltfremde Steifheit und Pedanterie angesehen. Man verschmähte daher ernsthafte Gespräche, liebte vielmehr zweideutige Witze und leichtfertige Spöttereien oft über die heiligsten Dinge, immer in Nachahmung des Hofes von Versailles. Eine wichtige Rolle spielte bis ins 18. Jahrhundert hinein der Hofnarr, der für Unterhaltung zu sorgen hatte, aber auch allen Spott über sich ergehen lassen mußte. Die Leichtfertigkeit trat nicht nur in Worten, sondern auch in Taten hervor. Anstand und Sitte wurden oft aufs gröblichste verletzt. Man überbot sich gegenseitig in Liebesabenteuern. Nach dem Vorbild Ludwigs Xiv. erkor sich der Fürst neben seiner Gemahlin eine Geliebte, eine Mätresse. Damen aus allen Kreisen, vom Adel bis zu den Tänzerinnen, gelangten als solche zu einflußreicher Stellung, und mancher Familie erschien es als höchste Auszeichnung, wenn eine Tochter zur Geliebten des Fürsten erhoben wurde. Besonders groß war das Mätressentum am Hofe Augusts des Starken von Sachsen. Einige Fürsten, z. B. Friedrich I. von Preußen, machten jedoch auch eine rühmliche Ausnahme, besoldeten aber, nur um nicht unmodern zu erscheinen, doch auch eine Mätresse. Natürlich gewannen diese bevorzugten Frauen in einzelnen Fällen auch maßgebenden Einfluß auf die Leitung der Staatsgeschäfte. Mit dem lockeren Leben verbanden sich rauschende Feste. Man wollte einesteils sich unterhalten und vergnügen, andern-teils glänzen. Darum entfalteten die Fürsten maßlose Pracht, die zu furchtbarer Verschwendung führte. Wir haben bereits kennen gelernt, welchen Umfang die Krönungsfestlichkeiten Friedrichs I. von Preußen erhielten. In ähnlicher Weise bildete auch der Dresdner Hof einen Schauplatz unendlicher Vergnügungen. Opern und Hofbälle, Garten- und Wasserfeste, Feuerwerke und Jagden wechselten miteinander ab. Namentlich gab die Anwesenheit fremder
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