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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 198

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 198 — Geld und Waffen gesammelt für die Fahrt nach Deutschland. In Berlin wurden flammende Reden gehalten; infolgedessen wuchs die Erregung von Tag zu Tag, es kam bereits zu Straßenunruhen und zu Zusammenstößen zwischen Militär und den Volksmassen. Der König wollte bei seinem aufrichtigen Wohlwollen für das Volk den Ausbruch ernster Unruhen verhindern, verhieß am 8. März Preßfreiheit und verordnete am 14. die Einberufung des Landtags für den 27. April, womit er eine Verständigung in der Ver-faffnngsfrage in Aussicht stellte. Die Erregung spitzte sich aber immer mehr zu. Am 18. März, einem herrlichen, sonnigen Frühlingstage, unterzeichnete der König schon am Morgen ein Patent, womit er die Einberufung des Landtags bereits für den 2. April, die Einführung einer Verfassung und die Bundesreform versprach. Um 1 Uhr mittags empfing er eine Deputation aus dem Rheinlande und darauf eine Abordnung der Berliner Stadtverordneten, die ihm die Wünsche des Volkes vortrugen. Beiden Abordnungen versprach er die Erfüllung ihrer Wünsche und stellte auch die Neuordnung des Ministeriums durch liberale Mäuuer in Aussicht, so daß jene mit Befriedigung das Schloß verließen und der auf dem Schloßplatz fchou seit Vormittag zu Tausenden versammelten Menge über den Erfolg einen günstigen Bericht erstatten konnten. Gleichzeitig erschienen Extrablätter mit dem Inhalt des königlichen Patents. Da erscholl aus der Menge lauter Jubel. In unaufhörlichen Hochrufen gab mau der Freude Ausdruck, so daß der König zweimal am Fenster erschien und dankte. Manche umarmten sich vor Rührung. So schien „ans der Kundgebung des Trotzes eine Dankeskundgebung" zu werden, und die Bürger fingen bereits an, sich zu zerstreuen. Aber die Hetzer, die der Verlauf nicht befriedigte, suchten neue Erregung zu wecken, beklagten sich darüber, daß der Schloßhof noch immer von Militär besetzt sei, und verlangten die Zurückziehung desselben. Da befahl der König, daß die Massen durch langsames Vorrücken der Truppen ohne Anwendung der Waffen zurückgedrängt und der Schloßhof geräumt werden sollte. „In diesen Minuten schwankte die Wage des Geschicks." Da brach das Verhängnis herein. Aus den Reihen der Truppen fielen plötzlich zwei Schüsse. Ein Gewehr war durch Ungeschick eines Soldaten, das andere durch eilten Stockhieb auf das Zündhütchen losgegangen. Die Schüsse verletzten niemand, wurden aber das Signal zum Ausbruch wilder Leidenschaften.
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