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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 200

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 200 — heran. Auch am 22. März, bei der Beerdigung der gefallenen 183 Männer, 5 Frauen und 2 Kinder stand der König mit entblößtem Haupt auf dem Balkon, als die Särge am Schlosse vorübergeführt wurden. Im übrigen aber geschah nichts, um die Volksherrschaft zur Geltung zu bringen. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung wurde eine Bürger wehr eingerichtet. Der König richtete nun die Aufmerksamkeit des Volkes auf die deutsche Sache. Am 21. März erschien eine Proklamation, die verkündete, daß er sich zur Rettung Deutschlands an die Spitze des Gesamtvaterlaudes gestellt habe. Weiter erklärte er: „Ich habe heute die alten deutschen Farben angenommen und mein Volk unter das ehrwürdige Banner des deutschen Reiches gestellt. Preußen geht fortan in Deutschland auf." Noch an demselben Tage unternahm er, geschmückt mit schwarz-rot-goldenen Bändern, einen Umritt durch die Stadt, begleitet von Generälen, Prinzen, Ministern, Bürgern und Studenten. Eine große Menge Volks schloß sich dem Zuge an. Mehrmals hielt der König Ansprachen und versicherte wiederholt, daß er keinen Fürsten verdrängen, sondern nur Ordnung und die Einheit Deutschlands wolle. Dem Zuruf „Es lebe der Kaiser von Deutschland!" wehrte er; denn nach seinen Anschauungen gehörte die Kaiserkrone dem Hause Habsburg. So gut der Umritt gemeint war, fand er doch außerhalb Berlins eine sehr abfällige Beurteilung. Man hielt es für unvereinbar, daß ein König, der erst den Kampf befohlen und dann sich so tief gedemütigt habe, nun die Führung Deutschlands übernehmen wolle. Das Vertrauen zu ihm hatte einen neuen schweren Stoß erhalten, und der König selbst war um eine bittere Enttäuschung reicher. (1) Die Nationalversammlung. Infolgedessen nahmen die Leitung der Bewegung für eine Bundesreform die Führer der liberalen Partei in die Hand. Das Frankfurter Vorparlament hatte beschlossen, für ganz Deutschland Wahlen zu einer Nationalversammlung auszuschreiben, wozu auch der Bundestag seine Genehmigung erteilt hatte; aber ein ausgearbeiteter Verfassungsentwurf, der den Abgeordneten zur Beratung vorgelegt werden sollte, hatte von keiner Seite Billigung ge-gefnnden, so daß der Nationalversammlung bei ihrem Zusammentritt kein Programm vorlag. Am 18. Mai 1848 wurde die „Deutsche Nationalversammlung"
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