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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 217

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 217 — staltung der deutschen Angelegenheiten zugestehe, so wurde er iu Frankfurt eines andern belehrt. Er erkannte sehr bald, daß Österreich kein andres Interesse hatte, als seine Vormachtstellung im Deutschen Bunde zu befestigen und Preußens Macht niederzuhalten. Der österreichische Buudestagsgesaudte Graf Thun behandelte daher die Vertreter der übrigen deutschen Staaten mit herrischer Rücksichtslosigkeit und ließ nicht selten ihnen gegenüber sogar die Formen der Höflichkeit außer acht, so daß er auch Bismarck bei Besuchen lange im Vorzimmer warten ließ oder ihm beim Empfang keinen Stuhl anbot. Da kam er allerdings bei diesem an den Unrechten. Bismarck führte eine Aussprache herbei und nahm auch sonst in Äußerlichkeiten dasselbe Recht für sich in Anspruch, das der Österreicher als sein Vorrecht ansah. So war es z. B. Sitte, daß dieser bei den Sitzungen allein rauchte. Von den andern wagte es niemand, sich gleichfalls eine Zigarre anzubrennen. Bismarck aber nahm ruhig eine Zigarre hervor und erbat sich sogar von dem Vertreter Österreichs, dem Präsidenten, Feuer. Das erregte großes Aufsehen und gab zu Berichten an die Höfe Anlaß. Nach und nach aber rauchten auch die andern Mitglieder des Bundestages. Wichtiger aber als solche Äußerlichkeiten erschien es Bismarck, Preußens Stellung gegen die Übergriffe Österreichs in politischen und wirtschaftlichen Dingen zu befestigeu, und er hatte dazu fortgesetzt Anlaß und Gelegenheit. Er wußte z. B. schon 1851 zu verhindern, daß Österreich in den deutschen Zollverein eintrat. Wiederholt hatte es dahingehende Versuche unternommen, und besonders eisrig betrieb es den Eintritt seit 1849, um die Führung in ihm an sich zu reißen und Preußen zu demütigen. Viele deutsche Staaten standen auf seiner Seite, und so glaubte es, seinem Ziele nahe zu sein. Es kam im Deutschen Bunde zu scharfen Auseinandersetzungen; aber Preußen lehnte die beabsichtigte Umformung des Zollvereins entschieden ab. Es gewährte dem „Steuerverein" (Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe) unter günstigen Bedingungen Anschluß an den Zollverein und schloß mit Österreich einen Handelsvertrag. So blieb der Zollverein ohne Österreich bestehen. Von hoher Bedeutung war der Einfluß Bismarcks im Krimkriege (1853—56). Der Kaiser Nikolaus von Rußland, dessen Machtgefühl durch Olmütz weiter gestärkt worden war, ging gegen die Türkei vor und besetzte die Donaufürstentümer Moldau und
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