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1. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 227

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Zeitungen und Versammlungen auf die öffentliche Meinung einwirken. Es waren besonnene Männer in ihm, die, von reiner Vaterlandsliebe erfüllt, nur in den Bahnen des Rechts und der Ordnung für die Verwirklichung ihrer Ideen kämpfen wollten. Bald nahmen aber die Kundgebungen des Vereins eine schärfere Form an, so daß sich die meisten Regierungen ablehnend gegen ihn verhielten und Verbote gegen ihn erließen. Da ihn auch Frankfurt nicht duldete, verlegte er feinen Sitz nach Kobnrg, wo sich der Herzog zu ihm bekannte. Die Zahl der Mitglieder wuchs in kurzer Zeit auf 20 000 und später auf 30—40 000 an. In dasselbe Jahr, in dem die nationale Bewegung so mächtig aufflammte, fiel der 100jährige Geburtstag Schillers. In allen Gauen Deutschlands, ja überall, wo Deutsche beisammen waren, wurde er mit stürmischer Begeisterung gefeiert. Man berauschte sich an den Idealen des großen Dichters. „Es war ein Fest, in dem sich gerade wie in Schillers Wesen Begeisterung und Sehnsucht mischten, ein Fest, in dem das deutsche Volk das Beste seines eigenen Wesens verherrlichte, in dem es zu dem Edelsten, das aus ihm heraus geboren war, sich aufs neue bekannte. Daß ein Fest, das in diesem Grade die Volksseele bis in die Tiefen aufregte, in seinen Folgen auf die weitere Entwicklung Einfluß ausüben mußte, das versteht sich von selber." Dem Schillerfeste folgten ungezählte andere große Versammlungen. In Kobnrg fand 1860 das erste allgemeine deutsche Turnfest statt, und in demselben Jahre vereinigten sich dort an 2000 Rutsche Sänger, um sich am gemeinsamen Gesang der deutschen Nationallieder zu begeistern. Ferner wurden Schützenfeste gefeiert, Städtetage, Juristenkongresse, Abgeordnetenversammlungen u- a. gehalten, die immer in einer Verherrlichung der deutschen Einheit ausklangen. „Die Absicht dieser Feiern war gewiß sehr vortrefflich, und es wäre verkehrt, den patriotischen Sinn der Lache verkennen oder verkleinern zu wollen; aber übel war es, daß man in Toasten und großeu Reden und Resolutionen die Verwirklichung der politischen Einheit von Deutschland herbeiführen zu können glaubte. Man begeisterte und berauschte sich im Gefühle großer Leistungen für das Vaterland, wenn man erst eine größere Menge Wein und Bier getrunken hatte. Aber die Ernüchterung und der Katzenjammer blieben nicht aus; dann wurde mau gewahr, daß mit all diesen Festtagen für die deutsche Einheit nicht viel geleistet wurde." (M aur eit6 r ech er.)
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