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1. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 103

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 103 — das Erdreich picke, dort werde man gute Bausteine finden. Die Frauen thaten, wie ihnen geheißen war; sie folgten der Taube, die gen Süden zum Kühler flog, und hier fand man die trefflichsten Steine, so daß der Bau des Klosters fortgesetzt werden konnte. Doch Ludolf und Hathumod erlebten die Vollendung desselben nicht mehr; jener starb bereits im Jahre 864, diese 874 im Alter von 33 Jahren. Sie hatte sich bei der Pflege ihrer Klosterschwestern, die von einer ansteckenden Krankheit er-» griffen waren, so angestrengt, daß sie selbst auf das Krankenlager geworfen wurde, von dem sie nicht wieder erstand. Sie wurde in Brunshausen an der Seite ihres Vaters beigesetzt, und 30 Tage lang zogen Scharen von Trauernden zu ihrem Grabe, um daselbst Blumen zu streuen, zu weinen und zu beten. Ihre Schwester Gerberga wurde ihre Nachfolgerin als Äbtissin von Brunshausen. Nachdem das Kloster (Stift) Gandersheim durch die Fürsorge des Herzogs Otto des Erlauchten, eines Sohnes Ludolfs, endlich fertig gestellt war, zogen die Nonnen, geführt von der Äbtissin Gerberga, am 1. November 881 beim ersten Scheine des Frührots in feierlicher Prozession unter Vorantragung von Fahnen und Kreuzen und unter Abfindung heiliger Lieder von Brunshausen nach dem neuen Gotteshause, welches von dem Bischof Wigbert von Hildesheim, in dessen Diöcese es lag, eingeweiht wurde. Auch die Reliquien ihres alten Klosters, das angebliche Rohr, mit welchem der Heiland gegeißelt wurde, ein Gefäß mit einigen Tropfen von dem vermeintlichen Blute Christi, sowie die Gebeine des h. Anastasius und Jnnocentius, der Schutzpatrone der neuen Kirche, führten sie mit nach Gandersheim, und später wurden auch die Gebeine Ludolfs und Hathnmods daselbst beigesetzt Nachdem die Kirche dreimal abgebrannt war, wurde in den Jahren 1170—1172 der jetzige Bau, eine dreischiffige romanische Basilika, mit zwei 40 m hohen Türmen, den „Gandersheimer Zuckerhüten", aufgeführt. Der hohe Chor, zu welchem eine Treppe von 12 Stufen emporführt, da unter demselben eine Gruftkirche (Krypta) liegt, ist mit einem fünfarmigen Bronzeleuchter geschmückt. In einer Seitenkapelle auf der Nordseite der Kirche befindet sich ein Denkmal des Herzogs Ludolf in Form einer aus Eichenholz geschnitzten und in einem offenen Sarge liegenden Figur, welche in der linken Hand ein blankes Schwert hält, während der rechte Arm das Modell der Klosterkirche trägt. Da es in Gandersheim außer dem Stifte St. Anastasii und Jnnocentii auch noch das Benediktinerinnenkloster St. Marien und ein Franziskanerttofter gab, die Stadt selbst aber die beiden Pfarrkirchen St. Georg und St. Moritz besaß und das Mönchskloster Klus sowie das Kloster Brunshausen, das auch wieder mit Nonnen besetzt war, in nächster Nachbarschaft lagen, so bildete Gandersheim im Mittelalter den kirchlichen Mittelpunkt für die ganze Umgegend, wo die fromme und schaulustige Menge an den hohen Fest- und Heiligentagen von nah und fern zusammenströmte. Das vornehmste von diesen Klöstern war das Stift St. Anastasii und Jnnocentii, in welchem in der Regel 28 adelige Damen (Kanonissinnen)
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