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1. Hannover und Umgebung - S. 60

1894 - Hannover [u.a.] : Hahn
60 Geschichtliches. und Bürgerschaft der Stadt hatten sie abgelehnt. Hannover war damals eine befestigte, wehrhafte Stadt, die Bürgerschaft kriegstüchtig; dazu hatte man noch 300 Söldner unter dem tapfern Feldhauptmann Berthold Knaust in Dienst genommen. Nun aber besetzte Tilly schon am Tage nach dem Gefechte bei Seelze den Lindener Berg, ließ feine Kanonen darauf bringen und forderte den 1. Bürgermeister der Stadt, Jakob Bünting, auf, eine Besatzung aufzunehmen. Der Rat mochte am liebsten keinerlei Besatzung, doch er fürchtete den Zorn des Kaisers und war deshalb nicht abgeneigt, der Forderung Tillys nachzukommen. Die Bürgerschaft war verzagt. Da sprengten der dänische General Johann Ernst von Weimar und sein Bruder Bernhard mit einigen Begleitern ins Thor. Der erstere wandte sich an die am Holzmarkte versammelte Bürgerschaft, ermutigte sie und fragte schließlich: „Wollt ihr denn nun lieber tillysch sein als königisch?" Da riefen alle: „Wir sind alle alle gut königisch." Nun erschien noch ein hoher dänischer Offizier auf dem Rathause und beschwor den Rat, dänische Besatzung aufzunehmen. Die Väter der Stadt aber lehnten zuletzt alle Verantwortung ab und erklärten laut „vor Gott und der Welt, daß sie solche Ratschläge nicht gebilligt haben, sondern daß ihnen solches übers Haupt gekommen und sie vor Gott, der Welt und der Nachwelt dieserhalb entschuldigt sein wollten". Die Bürgerschaft aber wollte lieber Dänen als Tillys berüchtigte Wallonen und Kroaten aufnehmen; Tillys Bote erhielt ab-schlägliche Nachricht; dagegen rückten 300 Dänen vom „grünen Re-gimente" in die Stadt ein. Gerne wurden auch sie nicht ausgenommen, sondern erst am folgenden Tage „bei den Bürgern mit großer Mühe und Widerwillen in die Quartiere gebracht;" auch erhielten sie vom Rate keinerlei Sold und durften an den Befestigungen nichts ändern. Nun ließ Herzog Johann Ernst auf dem Steinwege (der jetzigen Calenberger Straße) Kanonen auffahren, beim roten Turme Schanzen aufwerfen und mit Kanonen besetzen; dänische Dragoner mußten die Jhmebrücke bewachen, und 7 Fähnlein andere Reiter standen am schnellen Graben, weil die Feinde am Ricklinger Holze den Übergang über die Leine versuchten. Alle Häuser, Hecken und Bäume außerhalb der Befestigungswerke aber wurden niedergelegt; denn Tilly wollte jetzt eine regelrechte Belagerung beginnen. Da vernahm er, daß der Graf von Mansfeld mit einem feindlichen Heere herannahe und mußte nun von Hannover abziehen. Hannover war gerettet, aber die meisten Dörfer im weiten Umkreise, Grasdors, Laatzen, Döhren, Weetzen, Davenstedt, Hiddestorf, Ronnenberg n. a., waren von Tillys Scharen verwüstet, und die Dänen, obgleich Freunde, hatten es im Norden der Stadt nicht bester gemacht, so daß auch sie zurückziehen mußten, weil die ganze Gegend völlig ausgeplündert war. — Das Feld konnte in solchen elenden Zeiten uuf kümmerlich bestellt werden, da man mehr bei Nacht als bei Tage pflügen und säen mußte. Das Vieh pflegten die Landleute im Dickicht der Wälder zu verbergen.
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