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1. Hannover und Umgebung - S. 73

1894 - Hannover [u.a.] : Hahn
Hannover in der Franzosenzeit 1803—1313. 73 Minister waren geflohen. Den aus Staatsgeldern und Kostbarkeiten aller Art bestehenden Staatsschatz hatte man noch rechtzeitig nach Schwerin retten können. Alles andere ward eine Beute des Feindes. In der Stadt allein wurden 15000 neue Gewehre und über 100 Kanonen gefunden. 19 Fahnen und 16 Standarten, die den Franzosen in früheren siegreichen Kämpfen abgenommen waren, wurden jetzt im Triumph nach Paris zurückgeschickt. Aber auch andere Schätze wanderten dorthin und bereicherten Napoleon. Das kostbare Jagdgerät des früheren Königs Georg Ii. wurde auf 50 sechsspännigen Wagen fortgeschafft; auch das große Jagdnetz aus Linden, die Kanonenbohrmaschine des Gießhauses, die schönen Marmorbüsten ans den Orangeriesälen zu Herrenhausen kamen in Napoleons Besitz. Die berühmten weißgeborenen Pferde aus dem Herrenhäuser Marstalle mußten 1804 seinen kaiserlichen Krönungswagen ziehen. Die schönsten Hirsche des Deisters wurden gefangen und in Napoleons Tiergärten gefchickt. Den: Höchstkoinmandierenden, General Mortier, mußte eine Summe von 27a Millionen Francs ans Landesmitteln gezahlt werden. Sein Schwager Durbach wollte zum Wohle des Landes auf sein Gehalt (von 4000 Fr. monatlich) verzichten, veranlaßte aber dafür, daß man ihm einen Ring für 29000 Thaler schenkte! Allen Generalen mußten kostbare Wagen und Pferde als „freiwillige Geschenke" übergeben werden. Im allgemeinen hielten die Franzosen gute Manneszucht; — ein paar Marodeure (Plünderer) wurden gleich in den ersten Wochen auf dem Nikolaimarkte erschossen; — aber der Druck der Einquartierung lastete dennoch sehr schwer aus der Stadt. Die dauernde Besatzung betrug fast 2300 Mann. Darunter waren 32 Generale und 117 andere Offiziere. Für den Unterhalt der Offiziere mußte die Stadt sogenannte Taselgelder zahlen. Sie sollen anfänglich monatlich 12000 Thaler betragen haben. Allein für diejenigen Offiziere und Soldaten, welche nicht bei Bürgern einquartiert werden konnten, mußte die Altstadt Hannover in der Zeit vom 5. Juni 1803 bis zum 2.5. Oktober 1805 die Summe von 166 000 Thalern aufbringen! Die Franzosen ließen es sich wohl sein. Die Geburtstage der fremden Gewalthaber, der Krönungstag Napoleons mußten von den Einwohnern festlich begangen werden. Französische Schauspieler gaben im Schloßtheater Vorstellungen; Pariser Tonkünstler ließen sich in Konzerten hören; große Maskeraden wurden in der Fastenzeit im Ballhofs-faale veranstaltet, aber nur von den Franzosen selbst und den wenigen Franzosenfreunden besucht. In der Ohe wurde im Sommer 1805 ein großes Lustlager errichtet. Die Soldaten wohnten in Hütten und Baracken, zwischen denen breite Wege und schöne Blumenbeete angelegt waren; auch Kaffeehäuser, Tanz- und Fechtböden fehlten nicht. Aber während die Franzosen so herrlich und in Freuden lebten, mußten unsere Borfahren je länger desto mehr darben. Die Kriegssteuer wurde verdreifacht; dazu herrschte Teuerung im Lande und wurde durch betrügerische Bäcker noch drückender. Bernadolle, der Nachfolger des
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