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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 12

1906 - Cöthen : Schulze
— 12 — Rietzmeck, Grochewitz, zum Teil auch Düben. Nur an einer Stelle waren also die Ortschaften für den Eingang und den Ausgang offen. Willig ließen sie sich von ihren Fürsten oder Häuptlingen beherrschen. Gegen Höherstehende waren sie kriechend unterwürfig, gegen Untergebene tyrannisch gesinnt. Sie waren ein stilles, wenig entwicklungsfähiges Volk ohne große Unternehmungslust. Deshalb reizten sie das kühnere, weiterstrebende deutsche Volk zum Unterwerfungskriege. Aber es gab noch einen andern, wichtigeren Grund: die Slaven waren noch Heiden. Seit Heinrich I. hielten es die Deutschen für ihre Pflicht, das Land östlich der Elbe und Saale dem Christentume zu gewinnen. 4. Im Gegensatze zu den Germanen stellten die Wenden ihre Götter in rohen Götzenbildern dar und beteten sie abergläubisch an. Fast jeder Gau hatte seinen besonderen Tempel. Ihr Kriegsgott hieß Radegast. Er war von hoher, mächtiger Gestalt und trug auf dem Kopse einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, auf der Brust einen Stierkopf, in der Hand die Streitaxt. Nach ihm ist das anhaltische Städtchen Radegast benannt. Vielleicht hat man ihn früher dort verehrt. Gefangene Feinde wurden ihm zum Opfer geschlachtet. 5. Die Slaven sind auf anhaltischem Gebiete schon feit Jahrhunderten vom Deutschtume gänzlich verdrängt. Nur weniges erinnert noch an sie: alte Urnenfelder, besonders im Kreise Dessau zwischen Mulde und Elbe, hier und da eine volkstümliche Redensart, die Bauart einiger Dörfer, vor allem aber die Ortsnamen. Slavische Ortsnamen finden sich in dem stets deutsch gebliebenen Kreise Ballenstedt gar nicht, im Kreise Bernburg nur 10 gegen 30 deutsche. Dagegen überwiegen sie in den Kreisen Göthen, Dessau, Zerbst bedeutend (150 gegen 70 deutsche), ein Zeichen, daß jene drei Kreise, als die Deutschen seit dem 10. Jahrhundert eindrangen, von den Wenden bereits gut besiedelt waren. Diese slavischen Dorfnamen sind schon an ihrer fremdklingenden Endung kenntlich, wie owe, ow, o, an; itz, eetz; ig, igk, igkan; witz, wig; ene, ehna, en. § 9. /Markgraf Gero. 1. Die Unterwerfung der Wenden, die König Heinrich I. begonnen Hatte, fah dessen Nachfolger Otto der Große als feine Hauptaufgabe an. 937 Sogleich im Anfange feiner Regierung übertrug er 937 dem Grafen Gero die Marken zwischen Saale und Elbe. Gero stammte aus einem bis dahin noch wenig bekannten Adelsgeschlechte, welches an der mittleren und unteren Bode, in der Gegend von Alsleben, also auch im Schwabengaue, seine Stammgüter hatte. Ohne sich um den neidischen Unwillen der Großen des Reiches zu kümmern, hielt König Otto I. zeit seines Lebens an diesem treuen Diener fest. Kein anderer als Gero eignete sich bester zu jener verantwortungsreichen, gefährlichen Stellung. Für die Ausbreitung des Christentums begeistert, seinem Könige unbedingt ergeben, gründete Markgraf Gero mit größter Tatkraft und Umsicht die Ostmark, deren Kern etwa die heutige Lausitz bildete. Ein Vierteljahrhundert lang bekriegte er die Heiden als ein gewaltiger Feldherr. Jede seiner Schlachten, so rühmte man, sei ein Sieg gewesen.
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