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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 39

1906 - Cöthen : Schulze
— 39 — sollte Dessau, Christian Bernburg, Rudolf Zerbst und Ludwig Cöthen bekommen. 1606 trat diese Erbteilung in Kraft. Für den Fall, daß irgend eine von den vier Linien erlosch, sollte den Nachkommen des Fürsten August die Erbschaft zufallen. Nachträglich wurde für diesen noch die Herrschaft Plötzkau eingerichtet. Als 1665 die Familie Fürst Ludwigs ausstarb, trat das Haus des Fürsten August an ihre Stelle.^Dem Reiche gegenüber verblieb Anhalt ein unzertrenntes Fürstentum. In allen gemeinsamen Angelegenheiten wurde es durch den „ältest regierenden" Fürsten oder den Senior vertreten, der für diese Mühewaltung besondere Einkünfte bezog. Zu den Gesamt-Angelegenheiten gehörten außer der Vertretung beim Reiche z. B. die Verwaltung der Bergwerke und die Verfechtung der Erbanfprüche. 5. Die Lutheraner in Anhalt hatten durch den zeitigen Tod des Fürsten Joachim Ernst einen schweren Verlust erlitten. Denn jener war eine Standsäule ihrer Religion gewesen. Seine Söhne waren „reformiert" gesinnt, d. h. sie neigten der Lehre Calvins zu. Johann Georgs zweite Gemahlin war eine reformierte pfälzische Prinzessin. Christian von Bernburg lernte auf den Feldzügen, die er für König Heinrich Iv. von Frankreich unternahm, die calvinische Lehre kennen und trat zu derselben über. Lange Jahre stand er im Dienste der reformierten Kurfürsten von der Pfalz (S.43). Damals galt der Grundsatz: Wer das Land regiert, der hat auch über die Religion seiner Untertanen zu bestimmen. So fand denn, trotzdem die Ritterschaft und die Bürger in den Städten sich mit Macht sträubten, in Anhalt die reformierte Lehre Eingang. Johann Arndt, ein berühmter Mann, damals Prediger in Badeborn bei Ballenstedt, wollte von der lutherischen Ordnung nicht lassen und ging deshalb freiwillig aus dem Lande. Es wurden hin und der in Anhalt die Bilder aus den Kirchen entfernt, die Lichter von den Altären genommen, diese selbst beseitigt und durch hölzerne Tische ersetzt u. bergt. mehr. Vielfach wandte man sogar Gewalt an und führte baburch eine tiefe Verbitterung zwischen den Lutheranern und den Reformierten herbei. Manche Gemeinden blieben ftanbhaft bei ihrer lutherischen Art, so im Cöthener Kreise Babegast, Schortewitz, Gorzig, Wörbzig. Dort heißen noch heute die Geistlichen Pastoren, wogegen sie in den reformierten Gemeinden den Titel Pfarrer führen. Am mildesten verfuhr bei der Umgestaltung der Fürst Ludwig von Cöthen. § 21. Fürst Ludwig von Cöthen und der Palmenorden. 1. Martin Luther war ein durch und durch deutscher Mann. Seinem Wirken ist es zu danken, daß deutsche Sitte und deutsche Art in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen erfreulichen Aufschwung nahmen. Insonderheit hat er durch feine Bibelübersetzung die deutsche Sprache zu Ansehen und Ehren gebracht. Aber gegen das Ende des 16. Jahrhunderts zogen sich die Gebildeten vornehm und stolz vom Volke zurück. Die Fürsten und Adeligen gefielen sich in französischer Mode und französischer Unterhaltung. Die Gelehrten sprachen und schrieben am liebsten lateinisch. So wurde unsere schöne deutsche Muttersprache durch zahllose Fremdwörter entstellt, oder sie nahm im Munde des Volkes einen verwahrlosten Ton an.
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