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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 46

1906 - Cöthen : Schulze
— 46 — 2. Als die Kriegssteuern nichts mehr einbrachten, begannen die immer zuchtloser werdenden Horden mit Plünderungen. In den Städten wurden alle Kostbarkelten geraubt. Schon 1626 mußte der Rat zu gerbst die reichen Stlbergeräte der Stadt ausliefern. Aus den Kirchen entwendeten die Krieger schamlos jeden Schmuck. Sie zertrümmerten die Fenster raubten bte silbernen Kelche, Taufbecken, Kannen und Leuchter, zerrissen die Kirchenbücher und verbrauchten das Papier berfelben zur Anfertigung ihrer Patronen. Auf dem Lanbe wurden bte noch grünen Saaten als Futter abgeschnitten, bte Acker zerstampft, bte Obstbäume umgehauen, alles Vieh geschlachtet ober weggetrieben, bte gefüllten Scheuern in Branb gesteckt Da aus Mangel an Zugtieren die Felber nicht bestellt würden, schwächte der Hunger bte Gesunbheit. Der Unrat, welcher nicht mehr abgefahren werden sonnte, verpestete Lust und Wasser. Furchtbare Seuchen begannen zu wüten. Tausende wurden durch die Pest hinweggerafft. Wer von Krankheit verschont blieb und nicht in die Wälder und Elbesümpfe oder unter die Soldaten flüchtete, der starb unter den grausamen Martern der entmenschten Krieger. Gar oft lautet es in anhaitischen Berichten an die Fürsten über manche früher wohlhabende Bauernfamilie: „Ist ausgestorben Haus und Hof verwüstet." Ganze Ortschaften sanken auf immer in Krümmer, rjhre Namen wie die schon früher untergegangener Dörfer Und heute nur noch als „Wüstungen" bekannt. 3. Soweit es ihnen möglich war, haben die damaligen anhaltischen Fürsten als treue Landesväter das Elend zu hindern oder wenigstens zu lindern gesucht. In keinem anderen deutschen Lande ist trotz der ver- Zbit Jahr für Jahr so eingehend von den Landesbeamten über die Kriegsschäden Bericht erstattet. Wir vernehmen baraus, wie bte Fürsten sich alles zu Herzen gehen ließen, wie sie sich in Hunberten von Briefen an bett Kaiser, an die Feldherren mit eindringlichen Bitten und Klagen wandten, freilich, je länger die Kriegsnot dauerte, mit desto weniger Erfolg. 4. Wir erfahren auch, wie die anhaltischen Untertanen wieder und wieder gemahnt würden, in aller Not und Traurigkeit den Herrgott nicht zu vergessen, sich zu bemütigen und die große Drangsal als heilsame Schickung sttll zu tragen. Fürwahr, bei aller Roheit und Sinnlosigkeit, trotz aller unsäglichen Verfolgung haben unsere anhaltischen Väter ihr evangelisches Christentum unentwegt hochgehalten. Sicher stimmten sie auch mit innigem Danke in die herrlichen Kirchenlieder ein, die dem endlich wiedergekehrten Frieden galten. Waren doch die Dichter dieser frommen Gesänge m Anhalts unmittelbarer Nachbarschaft zu Hause: Paul Gerhardt aus Gräsenhainichen mit dem machtvoll erklingenden Friedensgruße: „Gottlob! nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort," und mit dem schonen Neujahrsliede (1649): „Nun laßt uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn!" sowie Martin Rinckhardt zu Eilenburg mit dem allbekannten Dankpsalme: „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen!"
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