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1. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 66

1906 - Cöthen : Schulze
— 66 — Strafgericht war endlich über die hochfahrenden Unterdrücker hereingebrochen und mit ihm das Morgenrot einer neuen, besseren Zeit. Die Befreiungskriege begannen. 2. Mit Jubel begrüßte auch das anhaltische Volk im März 1813 die Kriegserklärunl an Napoleon. Der herrliche Aufruf des Preußenkönigs fand in allen Herzen begeisterten Widerhall: „So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, wenn wir nicht aufhören wollen, Deutsche zu sein." Bereits Ansang April 1813 rückten, freudig empfangen, die verbündeten Preußen und Russen in Anhalt ein. Es war am 2. April, da erscholl in Dessau die Kunde: Die Preußen sind in Roßlau. Scharenweise eilten die Dessauer Bürger nach der abgebrannten Elbbrücke. In der Abenddämmerung sah man in kleinem Kahne einige Soldaten mit einem Offiziere herüberkommen. Unbeschreibliche Freude! Das war ja der junge Leutnant Stockrnarr, ein Dessauer Kind, der jetzt seiner lieben Vaterstadt als erster Freiheitskämpfer seinen Besuch abstatten wollte. Ein kühner Streich! Denn die Stadt war noch nicht ganz von den Franzosen verlassen. Es glückte ihm, acht Gefangene zu machen und einen Offtzierswagen zu erbeuten. 3. Mitte April 1813 stellte Herzog Franz im Namen von Gesamtanhalt ein Bataillon von 600 Mann Fußtruppen den Verbündeten zur Verfügung. Ein Viertel davon waren Freiwillige. Bereits Anfang Mat rückte es nach der unteren Elbe in den Freiheitskampf, begleitet von den wärmsten Segenswünschen der opsermüügen Bevölkerung. Aber freilich in Anhalt selbst sollte auf diese herrlichen, erhebenden Frühlingstage erst noch ein heißer Sommer voller Kriegsschrecken folgen. Anfang Juni 1813 wurde zwischen Napoleon und den Verbündeten ein Waffenstillstand geschlossen. Alles Land links der Elbe blieb in den Händen der Franzosen. Bald rückten die französischen Truvpen auch in Anhalt wieder ein. Ergrimmt über die den Verbündeten geleistete Hilfe, bedrückten sie es nunmehr mit schonungsloser Härte durch starke Einquartierung. Abermals mußte Anhalt für Napoleon ein Hilfsheer stellen: ein Regiment berittener Jäger, 500 Mann nebst Pferden. Seine Aushebung fand in größter Eile binnen Monatsfrist statt. Zum französischen Heere gesellt, wurde es bereits am 30. August 1813 bei Kulm in Nordböhmen zersprengt und vernichtet. 4a. Am 11. Juli 1813 kam Napoleon zum zweiten Male nach Dessau. Vor dem Zerbster Tore hielt er eine Musterung über seine Truppen. Dann ritt er aus rehsalbenem Pferde zum Schlosse. Seine eisigkalten, krankhaft düsteren Züge ließen nichts Gutes ahnen. Die Begegnung mit Herzog Franz entbehrte der früheren Freundlichkeit. Mit den heftigsten Ausdrücken warf ihm der erbitterte Korse vor, daß Anhalt die Verbündeten unterstütze. Er zwang den schutzlosen Fürsten, einen Befehl zu erlassen, in welchem die auf deutscher Seite kämpfenden Anhaltiner sofort zurückgerufen wurden. b. Wenn auch diese erpreßte, nicht vom Vater Franz, sondern vom Erbprinzen unterzeichnete Verordnung gar keine Wirkung hatte, so war doch ihr Erlaß ohne Zweifel die bitterste Erfahrung im Leben des Vaters Franz. „Es gab Augenblicke," sagte er später, „wo ich beinahe meine Fassung verlor. Ich mußte geschehen lassen und sogar gut heißen, was mir das Herz zerriß." Bis in den Oktober 1813 hinein dauerte mit wenig Unterbrechung die französische Bedrückung, besonders durch General Vandamme,
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