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1. Braunschweigische Reformationsgeschichte - S. 10

1912 - Braunschweig : [Selbstverl. G. Zimmermann]
— 10 — Die Jugend und erste Regierungszeit des Herzogs Julius. Herzog Julius, der jüngste Sohu aus Heinrichs erster Ehe mit Marie von Württemberg, wurde am 29. Juni 1523 geboren; infolge eines Falles vom Tische war er schon in seiner frühesten Kindheit an den Füßen verkrüppelt und daher untüchtig zum Kriegsdienst. Deshalb wurde er zum geistlichen Stande bestimmt. Durch den Einfluß seines Vaters erhielt er schon früh ein Kanonikat zu Köln. Wie es aber gekommen ist, daß Julius so tiefe Neigung für den Protestantismus besaß, ist bis jetzt nicht völlig aufgeklärt. Entweder ist es der Einfluß seiner Mutter gewesen oder der Elisabeths von Kalenberg, zu der er während der Jahre 1543—1547 •loh, auch feine Schwester Katharine, die Gemahlin des protestantischen Markgrafen Johann von Küstrin, kaun ihn in dieser Beziehung stark beeinflußt haben. Vielleicht haben ihn seine Studien zur Abkehr vom Katholizismus getrieben; wir wissen z. B, daß er in Löwen 1550—52 eifrig sich ihnen widmete. Hier milderte er sein Fuß-leiden auch durch eine sehr schmerzhaste Operation, der er sich unterzog. In dem traurigen Jahre 1553 mußte er die beiden gefallenen Brüder Karl Viktor imb Philipp Magnus betrauern, und wenn man gehasst hatte, daß der Haß des Vaters dem einzigen überlebenden Sproß des Herzogshauses gegenüber verschwand, mußte umn im Gegenteil die Steigerung desselben erfahren; Julius verzichtete nämlich auf die ihm angetragene Würde eines Bischofs von Minden. In feinem Zun darüber ging der Herzog Heinrich so weit, daß er ihn .zum Gotterbarmen“ hungern und „sich die Kleider selbst pletzen und fliesen“ ließ. 3a, am 3. 5. 1557 wurde Julius in schmachvolle Haft gesetzt, aber wieder entlassen unter der Bedingung, zur katholischen Kirche zurückzukehren. Trotzdem bleibt Julius standhaft und weiß sich dem Zorne des Vaters durch die Flucht zu seiner Schwester nach Küstrin zu entziehen. Der Aufenthalt bei den Geschwistern war für den künftigen Thronfolger von Braunschweig von größtem Nutzen. Johann, fein Schwager, wurde ihm der Lehrmeister eines weisen, ökonomischen Staatshaushalts und anderer charakteristischer Herrschertugenden. In Küstrin lernte Julius auch seine spätere Gemahlin Hedwig, die Tochter Joachims Ii. von Brandenburg, kennen, mit der er sich nach Einwilligung des Vaters 1560 zu Berlin verheiratete. Von Heinrich erhielt er die Häuser zu Hessen und Schladen und führte mm ans dem Schlosse zu Hessen ein stilles, einfaches Landleben. 1564 wurde der Prinz Heinrich Julius geboren. Der Enkel bahnte die Verhöhnung mit dein Vater an, und als Heinrich sein Ende herannahen fühlte, berief er den Sohn zu sich, richtete an ihn ernste Ermahnungen und starb in seinen Armen ant 11. Juni 1568. Herzog Julius übernahm sofort die Regierung des Landes und heilte in 21 jähriger segensreicher Regentschaft die Wunden, die die vorhergehenden Kriegsbeilen dem Laude geschlagen hatten. In landesväterlichem Wohlwollen befestigte und vollendete er das unter schweren Kämpfen begründete Reformationswerk. Seine erste Tat war die Entlassung des katholischen Hofpredigers und die Berufung 6 wackerer Männer zur Kircheuvisitation Von den Geistlichen erwählte er Martin Chemnitz, den Stadtfnperintendent in Braunschweig, Jakob Andrcä, den Kanzler der Universität Tübingen, und Peter lllner von Gladbach, den Abt des Klosters Bergen bei Magdeburg, von weltlicher Seite den Kanzler Mynsinger von Fnmdeck, Franz von Crantm und Heinrich von Reden. Außerdem werden noch später erwähnt i;r. Betthold Reiche oder Reich, Dekan des Sti tes St. Blasii in Braunschweig. Konrad von L-chwiecheldt und Heinrich von Luhe. — Es ging sogleich ans Werk Zueist murdeu die Klöster, darauf die Kirchen des Landes visitiert Das sich ergebende Resultat war kein günstiges; 59 Pf arten waren gar nicht besetzt, 77 Geistliche untauglich fürs Amt, 13 mußten aus anderen Gründen abgefetzt werden. Mit 96 Pfarrern konnte
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