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1. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 89

1895 - Langensalza : Beyer
105. Die Schlacht bei Lowositz. 89 laufen. Mir war's schon nicht mehr so bange wie anfangs, obgleich die Feldschlangen J) die Mannschaft zu beiden Seiten neben mir wegrafften und der Walplatz bereits mit Toten und Verwundeten übersät war. Mit eiuenmtnl, ungefähr um 12 Uhr, kam der Befehl, unser Regiment und noch zwei andere müßten zurück marschieren. Nun dachten wir, es gehe dem Lager zu, und alle Gefahr sei vorbei. Wir eilten darum mit munteren Schritten die jähen Weinberge hinauf, brachen unsere Hüte voll schöne, rote Trauben und aßen nach Herzenslust. Mir und denen, die neben mir standen, kam nichts Arges in den Sinn, obgleich wir von der Höhe herunter unsere Brüder noch in Fener und Rauch stehen sahen, ein fürchterlich donnerndes Gelärm hörten und nicht entscheiden konnten, auf welcher Seite der Sieg war. Mittlerweile trieben unsere Anführer uns immer höher den Berg hinan, auf bessert Gipfel ein enger Paß zwischen Felsen durchging, der auf der anderen Seite wieder hinunterführte. Sobald nun unsere Vortrnppen den erwähnten Gipsel erreicht hatten, ging ein entsetzlicher Musketenhagelan, und nun merkten wir erst, wo der Hase im Stroh lag. Etliche tausend kaiserliche Panduren3) waren nämlich auf der andern Seite den Berg hinauf befohlen worden, um unserer Armee in den Rücken zu fallen. Dies muß unsern Anführern verraten worden sein, und wir mußten ihnen darum zuvorkommen. Nur etliche Minuten später, so hätten sie uns die Höhe abgewonnen und wir wahrscheinlich den kürzeren gezogen. Nun setzte es ein unbeschreibliches Blutbad ab, ehe man die Panduren ans jenem Gehölz vertreiben konnte. Unsere Vortruppen litten stark; allein die hinteren drangen über Kopf und Hals nach, bis zuletzt alle die Höhe gewonnen hatten. Da mußten wir über Hügel von Toten und Verwundeten hinstolpern. Alsdann ging's hudri, hudri! mit den Panduren die Weinberge hinunter, sprungweise über eine Mauer nach der andern hinab in die Ebene. Unsere geborenen Preußen und Brandenburger packten die Panduren wie Furien.4) Ich selber war in Hast und Hitze wie öertciumelt, und, mir weder Furcht noch Schreckens bewußt, schoß ich eines Schießens fast alle meine sechzig Patronen los, bis meine Flinte halb glühend war und ich sie am Riemen nachschleppen mußte. Doch glaube ich nicht, daß ich eine lebendige Seele traf; sondern alles ging in die freie Lust. Auf der Ebene, am Wasser, vor dem Städtchen Lowositz stellten sich die Panduren wieder auf und pulverten tapfer in die Weinberge hinauf, daß noch mancher vor und neben mir ins Gras biß. Preußen und Panduren lagen überall durcheinander; und wo sich einer von diesen letzteren noch regte, wurde er mit dem Kolben vor den Kopf geschlagen; oder es wurde ihm ein Bajonett5) durch den Leib gestoßen. Nun ging in der Ebene das Gefecht von neuem an. Aber wer wird das beschreiben wollen, wo jetzt Rauch und Dampf von Lowositz ausging ! Es krachte und donnerte, als ob Himmel und Erde hätten zergehen wollen. Das unaufhörliche Rumpeln vieler hundert Trommeln, *) früher sehr lange Geschütze. 2) Muskete = Flinte. 3) ungarische Fußsoldaten. 4) Rachegöttinnen. 6) Spieß an der Flinte.
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