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1. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 107

1895 - Langensalza : Beyer
131. Preußen nach dem Tilsiter Frieden. 132. Ein Brief der Königin Luise rc. 107 131 Preußen nach dem Tilsiter Frieden (1807). Aus einem Briefe Yorks: Seit dem 27. September bin ich hier (in Elbing) als Bevollmächtigter, um mit dem Marschall Soult über einige Mißverständnisse in dem Friedensvertrage zu unterhandeln, die Militär- und Handelsstraße durch Schlesien festzusetzen, die neuen Grenzen zu berichtigen und die Räumung des Landes zu beschleunigen. Mein erstes staatsmäuuisches Probestück wird sehr schlecht ausfallen; denn wo alles der Macht untergeordnet ist, da sind Vernunftgründe und Gesetze von Recht und Billigkeit eitle Worte. Bester Major, wie unglücklich sind wir! Noch ist es kein Jahr, da standen wir in vollem Stolz auf der großen Schaubühne mit der Wagschale von Europa in der Hand. Heute bitten wir um Erfüllung eines Friedens, den ein übermütiger Sieger ohnehin noch hohnlachend mit Füßen tritt; und dennoch, wer steht heute die Grenze des uns bevorstehenden Unglücks? Unsere Lage ist wahrhaft Der-zweisluugsvoll. Die französische Armee steht immer noch an der Passarge und preßt den Unterthanen den letzten Blutstropfen aus. Jeder Tag erzeugt neue Forderungen und neuen, unerhörten Druck. Schon macht man neue Ausschreibungen auf Lieferungen, und alle Einrichtungen deuten auf ein Überwintern in unserm Lande. Wahrscheinlich sind zu diesem Aufenthalt entfernt liegende Gründe da, und alles, was von unserer Seite geopfert werden könnte, würde den Zweck doch verfehlen. Das Maß unsres Unglücks wird noch durch ansteckende Ruhr, die viele Menschen himvegrosst, und durch eine allgemeine Viehseuche gehäuft. Das Schicksal dieser Provinz ist unausdrückbar unglücklich. Wenn diese harte, demütigende Erfahrung uns nicht klüger macht, dann ist die Hoffnung aus einig verloren. (Droysen, Das Leben des Feldmarschalls Grafen York v. Wartenburg.) 132. Ein Brief der Königin Luise an ihren Vater aus dem Frühlinge 1808. Bester Vater! Mit uus ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt. Für mein Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe mich ergeben, und in dieser Er- gebung, in dieser Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig, und in solcher Ruhe, ivenn auch nicht irdisch glücklich, doch, was mehr sagen will, geistig glückselig. (I'ö wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein, und eb bine andere Ordnung der Dinge werden, ba die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt. Wir find eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir sinb mit berjelben nicht fortgeschritten; deshalb überflügelt sie uns. — Das sieht niemand klarer ein als der König. Noch eben hatte ich mit ihm darüber eine lange Unterredung, und er sagte, in sich gekehrt, wiederholentlich: „Das muß auch bei uns anders werden."' Auch das Beste und Überlegteste mißlingt, und der französische Kaiser ist wenigstens schlauer und listiger. Wenn die Russen und die Preußen tapfer wie die Löwen
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