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1. Zeugnisse zum deutschen Aufstieg - S. 49

1915 - Gotha : Perthes
K it n st 4) der Kunst die Hand und blies den Figuren derselben mehr als gemeine Seelen ein usw." Die Bemerkung, welche hier zum Grunde liegt, daß der Schmerz sich in dem Gesicht des Laokoon mit derjenigen Wut nicht zeige, welche man bei der Heftigkeit desselben vermuten sollte, ist vollkommen richtig. Auch das ist unstreitig, daß eben hierin, wo ein Halbkenner den Künstler unter der Natur ge- blieben zu sein, das wahre Pathetisches des Schmerzes nicht erreicht zu haben, urteilen dürfte; daß, sage ich, eben hierin die Weisheit desselben ganz besonders hervorleuchtet. Nur in dem Grunde, welchen Herr Winckelmann dieser Weisheit gibt, in der Allgemeinheit der Regel, die er aus diesem Grunde herleitet, wage ich es, anderer Meinung zu sein. ... Schreien ist der natürliche Ausdruck des körperlichen Schmerzes. Homers verwundete Krieger fallen nicht selten mit Geschrei zu Boden. Die geritzte Venus schreit laut2); nicht, um sie durch dieses Geschrei als die weichliche Göttin der Wollust zu schildern, vielmehr um der leidenden Natur ihr Recht zu geben. Denn selbst der eherne Mars, als er die Lanze des Diomedes fühlt, schreit so gräßlich, als schrieen zehntausend wütende Krieger zu- gleich, daß beide Heere sich entsetzten 3). Soweit auch Homer sonst seine Helden über die menschliche Natur erhebt, so treu bleiben sie ihr doch stets, wenn es auf das Gefühl der Schmerzen und Beleidigungen, wenn es auf die Äußerung dieses Gefühls durch Schreien oder durch Tränen oder durch Scheltworte ankommt. Nach ihren Taten sind es Geschöpfe höherer Art; nach ihren Empfindungen wahre Menschen. ... Und dieses nun auf Laokoon angewendet, so ist die Ur- fache klar, die ich suche. Der Meister arbeitet auf die höchste 1) = den wahren leidenschaftlichen Ausdruck. — Der Vau des Satzes ist dem lateinischen Gebrauch nachgebildet. 2) Homers Ilms, 5. Gesang, Vers 343. 3) Homers Jlias, 5. Gesang, Vers 859. (Vgl. die Übersetzung von Ioh. Heinr. Voh, Reclam 251/53.) Zeugnisse. 4
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