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1. Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts - S. 28

1905 - Halle : Gesenius
Städten das Steuerwesen. Als oberste Kontrollbehörde wurde die Oberrechnungskammer in Potsdam angeordnet. Die Lebensweise Friedrich Wilhelms. Der König hatte in seinem Schlosse keine kostbaren und teueren Gegenstände. Beim Essen brauchte man zinnernes Geschirr, fyefte, bei denen viel Staat und Aufwand gemacht werden mußte, gab es einfach nicht. Den Speisezettel für die Mittagstafel, dre Punkt 12 Uhr begann, ließ sich der König jedesmal vorlegen. ' Feine Speisen strich er aus und schrieb dafür einfachere, nahrhafte, hin. Es gab nur wenige Gerichte, doch stets gehörig Fleisch und Gemüse. Auch int Trinken war man sehr mäßig nach dem Beispiele des Königs. Wein trank dieser gar nicht. Der König stand morgens früh auf und hielt seine Andacht, bei der er ein Kapitel aus der Bibel oder aus einem Gebelbuche las. Oft war auch die Familie dabei anwesend. Dann arbeitete er mit seinen Ministern; meist diktierte er diesen die Verordnungen. Hierauf ging's bis zum Essen aus den Exerzierplatz. Nach dem Essen ritt Friedrich Wilhelm entweder aus oder spazierte durch Potsdam oder Berlin und achtete genau auf alles; oder aber er begab lieh nach seinem Jagdschlösse Wusterhausen bei Berlin, um dort zu jagen. Dazu lud er seine Hofgesellschaft ein. Sehr oft auch blieb er im Kreise seiner Familie und spielte mit seinen Kindern, manch- mal stundenlang. Abends versammelte er seine Bertrauten zum Tabakskollegium, d. h. zum gemütlichen Beisammensein bei Tabak und Bier. Im Lande sah er häufig selbst nach. Ohne Aufsehen stieg er zu Potsdam in seine Neisekutsche und fuhr- ins Land hinaus. Unvermutet erschien er da oder dort, besichtigte die Soldaten, prüfte die Kassen und hörte in den Schulen zu. Da mußte alles klappen, und wehe, wenn dies nicht der Fall war! Der König reiste rasch; von Berlin nach Königs- berg, d. H. für 150 Stunden Weges hat er nie mehr als 4 Tage gebraucht. ^ Die Sorge des Königs für Landwirtschaft und Besiedelung. Der König erkannte, daß die Kraft des Landes zum guten Teil aus dem Bauernstande und der Landwirtschaft beruht. Deshalb erließ er auf seinen Domänen armen aber fleißigen Bauern die Abgaben; ja er unterstützte sie sogar durch Gelddarlehue oder -gescheute. Schließlich hob er die Leibeigenschaft auf den Staatsgütern zum Teil auf. Er befahl auch den Adligen, daß den Bauern nicht so viele Dienste und Abgaben zugemutet werden sollten, und daß man ihnen Zeit ließe, auch ihre Äcker zu bestellen. Nur vier Frontage dursten tu der Woche sein. Die Adligen sollten auch die Bauern nicht prügeln und sonst hart strafen. Ferner wurde das Auskaufen (Bauernlegen) verboten. So kam Lust zur Arbeit auf und reges Leben in den Ackerbau. Aber der König selbst ging auch mit gutem Beispiele voran. An der Havel befand sich ein weiter sumpfiger und wüster Landstrich, das havelländische Luch geheißen, über 20 Quadratmeilen groß. Diesen ließ Friedrich Wilhelm binnen sieben Jahren ganz austrocknen, urbar machen und bebauen, und überall legte er Dörfer und Höfe an. Auf daß alles geriete, wendete der sonst so sparsame Mann Hunderttausende von Talern
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