Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum - S. 136

1911 - München : Oldenbourg
136 Die wichtigsten Erscheinungen auerhalb Deutschlands. spteren Mttelalters zu einer fast absoluten Herrschaft der das gesamte Land heran. Die Grnde fr den allmhlichen Aufschwung des nationalen König- tums waren mannigfach: Zunchst besa der Staat einen altgewohnten festen Mittelpunkt (Paris), der in Deutschland fehlte. Sodann kam in dem weiter fortgeschrittenen Kulturland die G e l d w i r t s ch a f t rascher zum Durchbruch als in Deutschland; folglich brauchten die Könige kein Wanderleben zu führen, um ihre Geflle aufzubrauchen; sie konnten ein geregeltes Steuersystem nebst einer festgeordneten Verwaltung und Rechtspflege ausbilden und ihren Wohn- und Herrschersitz dauernd in der Hauptstadt nehmen. Ferner entwickelten sich die Städte, an denen die Könige eine Sttze gegen den hheren Adel fanden, viel frher. Die meisten Monarchen erreichten auerdem ein ziemlich hohes Alter, so da in der Regel auf den Vater ein erwachsener Sohn folgte, dem Lande also das Unglck einer langen vormundschaftlichen Regierung erspart blieb. berdies herrschte das Knigshaus ununterbrochen (zu-nchst im Mannesstamm der Kapetinger, dann in der erbberechtigten Seitenlinie Valois) durch das ganze Mittelalter; es kam demgem nie zu einer Neuwahl oder einem Wechsel der Dynastie. Schlielich verbrauchten die Könige nicht jahrhundertelang ihre Krfte im Auslande, wie die deutschen Kaiser in Italien, sondern widmeten sich ungeteilt den nationalen Auf-gaben (Sicherung von Recht und Ordnung, Schutz des Landfriedens, des Handels und Verkehrs iz. zc.). Deshalb waren sie auch mchtig genug, erledigte Lehen in der Regel mit der Krone zu vereinigen, so da sie teils durch Heiraten teils durch Kmpfe teils durch das gelegentliche Aussterben der Krouva-fallen nach und nach die unmittelbaren Herren des ganzen Landes wurden. Unter den ersten Kapetingern beschrnkte sich die Macht der Krone im wesent-lichen auf das Herzogtum Franzien. Die groen Vasallen erkannten die Ober-hoheit des Knigs eigentlich nur dem Namen nach an, betrachteten sich aber im brigen als selbstndig und dem Herrscher ebenbrtig (Pairs"). Am mchtigsten wurden die Herzge von der Normandie (und der Bretagne), da sie seit 1066 t H37 die englische Krone trugen (vgl. S. 61). Mit Ludwig Vi. begann der Aufschwung des Knigtums, das sich auf die franzsische (gallikanische) Kirche und das Brger-t H80 tum sttzte. Unter Ludwig Vii., der am zweiten Kreuzzuge teilnahm, wuchs die Gefahr, die den Kapetingern von England her drohte. Die Gemahlin Ludwigs nmlich, Erbprinzessin Eleonore von Aquitanien (Guy ernte nebst Poitou und Gascogne), trennte sich vom König und heiratete Heinrich Plantagenet, Inhaber der Grafschaften Anjou, Maine und Touraiue. Da dieser (1154) auch den englischen Thron und damit die Normandie (nebst der Bretagne) erbte, besa der nunmehrige König (Heinrich Ii.) von England die grere (westliche) Hlfte Frankreichs, war also unstreitig der weitaus mchtigste Herrscher Westeuropas und doch zugleich (fr seine franzsischen Besitzungen) Vasall der viel machtloseren franzsischen Krone. Dieser unnatrliche Zustand fhrte zu einem jahrhundertelangen Gegensatz zwischen Frankreich und England: Die englischen Könige
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer