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1. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum - S. 175

1911 - München : Oldenbourg
Soziale und wirtschaftliche Zustnde. 175 (doctores legum) brgerlicher Abstammung in den greren territorialen Verwaltungen beraubte die Ritter vieler Stellen, in denen sie bisher Unter-fnft gefunden hatten. Die begabten und tatkrftigen Angehrigen des Ritterstandes suchten sich nun den vernderten Verhltnissen anzupassen; sie traten in den Dienst der Fürsten oder greren Städte. Die einen widmeten sich gleichfalls dem juristischen Swdium und bernahmen dann wiederum Verwaltungs - und Richtermter, die anderen eigneten sich die neue Kriegswissenschaft an und bekleideten O f f i -z i e r s st e l l e n bei den frstlichen oder stdtischen Soldtruppen^). Der geistig und sittlich minderwertige Teil des Adels jedoch wollte sich den neuen Verhlt-nissen mit Gewalt widersetzen und fhrte einen trotzigen Kleinkrieg gegen die staatliche Ordnung der Fürsten und gegen die verhaten Pfefferscke" in den Stdten. Diese Adeligen wurden wegelagernde Raubritters und lebten vom Stegreif" (Steigbgel). Am meisten litt darunter der stdtische Handel; doch erfuhr auch die geordnete Verwalwng der Frstentmer vielfache Strungen. Deshalb wurden die Landfriedensbestrebungen der Kaiser und Städte, wenig-stens soweit sie sich gegen die Ritter richteten, auch von den Fürsten begnstigt. Die zweite Hlfte des 15. Jahrh. brachte ferner einen teilweisen Verfall des Bauernstandes. Die Kolonisation der Slavenlnder, die bisher viele berschssige Arbeitskrfte aus der Landwirtschaft aufgenommen hatte, kam zum Stillstand. Eine innere Kolonisierung war nicht mehr mglich, weil die Fürsten und Grundherrn im Interesse ihres Jagdvergngens die weiteren Rodungen des Waldes verhinderten. So fhrte die ber-vlkerung des flachen Landes u. a. zu fortgesetzten Teilungen der Husen und zur Entstehung sog. Zwergwirtschaften (Halb-, Viertel-, Achtelhufen), die ihre Besitzer kaum noch ernhrten. Auerdem litt der Bauer unter den steten Fehden, die meist nur in entsetzlichen Verwstungen bestanden, unter den W i l d s ch d e n, dem Steuerdruck der Fürsten, den gesteigerten Fronden, die er dem Territorial- und Grundherrn leisten mute, u. dgl. Auch verlor der Bauernstand die politischen Rechte fast vollstndig und sank groenteils in Leibeigenschaft herab. Anderseits stieg dasselbstgefhlder Bauern, seitdem sie als L a n d s -knechte erneute militrische Bedeutung erlangten. Demgem kam es bereits gegen Ende des 15. Jahrh. zu Bauernbewegungen. So trat in der Taubergegend der Pfeifer von Niklashausen" (Joh. Bhm) auf, predigte einen Umsturz der bestehenden Ordnung und eine Neuregelung des Grundbesitzes, endete jedoch 1476 als Ketzer in den Flammen. Geheime Verschwrungen entstanden am Oberrhein und im Elsa, wurden zwar unterdrckt, lebten aber spter im sog. Bund- 1492 schuh" (s. Dritter Hauptteil: Neuzeit) wieder auf. Im Gegensatze zum Niedergang der Ritter und Bauern stand der fortschreitende Auffchwung des Vrgerstandes. Wissenschaften und Knste, *) Bekannte adelige Landsknechtfhrer waren z. B. Georg von Frundsberg, Schrtin von Burtenbach, Kurt von Boyneburg, Graf Niklas von Salm u. a. *) Vgl. die entsprechenden Schilderungen in Meier Helmbrecht", in Hans Sachs' Schwank Von dem frommen Adel" und hnlichen zeitgenssischen Dichtungen,
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