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1. Kulturbilder aus Deutschlands Vergangenheit - S. 229

1890 - Leipzig : Gräbner
29. Die Folgen des dreißigjährigen Krieges. 229 Das Wort, das der Kaiser Ferdinand Ii. gesprochen: „Lieber über eine Wüste herrschen, als über ein Land voll Ketzer", war schrecklich in Erfüllung gegangen. In manchen Gegenden gab es keine Menschen mehr, um die Leichen zu begraben; Hunger und Pest hatten ganze Strecken entvölkert. Von Kursachsen nach Berlin ging ein Eilbote einen Tagesmarsch, ohne ein einziges Haus anzutreffen. Die Bilder der Hungersnot, welche stellenweise infolge der Verwüstung des Landes und der Überfüllung der Städte herrschte, sind schrecklich. Als in der mörderischen Schlacht bei Nördlingen (1634) ein Turm von den Belagerern eingenommen war und abgebrannt wurde, stürzten sich hungernde Weiber über die halbgebratenen Leichname der Feinde und trugen Stücke davon für ihre Kinder nach Hause. Neben der furchtbaren Hungersnot wütete die Pest und das Schwert des mordgierigen Kriegers unter deu Einwohnern. Bei der Zerstörung Magdeburgs kamen 30000 Menschen ums Leben. Die Grafschaft Henneberg in der Mitte Deutschlands halte in der letzten Hälfte des Krieges von 60 000 Einwohnern ca. 40 000 verloren; von 12 000 Häusern waren 8000 niedergebrannt. In Berlin, das damals 6000 Einwohner zählte, lagen 200 Häuserstellen wüste; andere waren nur zum Teil erhalten. In Böhmen und Mähren verschwanden 1000 Dörfer gänzlich, sodaß man von vielen ihre Stätte nicht mehr weiß; in Württemberg waren 40000 Häuser verbrannt. Die Einwohnerzahl Deutschlands war nach dem Kriege von 18 Millionen auf 8 Millionen herabgesuukeu. Zwei Jahrhunderte sind nötig gewesen, um die Wunden, die der unselige Krieg Deutschland geschlagen hatte, ganz wieder zu heilen. Handel und Gewerbe waren durch die endlosen Kriegszüge, die Deutschland von einem Ende bis zum andern durchtobteu, in ihrer Blüte geknickt. Die Unsicherheit der Landstraßen durch umherziehende Banden bewirkte, daß der inländische Handel ganz daniederlag. Die einst so mächtige Hansa sank auf die Städte Hamburg, Lübeck und Bremen zusammen. Wismar hatte bis zum Jahre 1632 einen Schaden von 200000 Thalern; innerhalb 6 Jahren war daselbst kein Anker gelichtet worden. In Handel und Gewerbe.
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