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1. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 98

1884 - Flensburg : Westphalen
98 ihre Kampfeslust zu befriedigen. Familienzwiste und persönliche Streitigkeiten, die häufig vorkamen, wurden selten durch einen gütlichen Vergleich, sondern gewöhnlich durch Waffenkampf entschieden. Wer sich beleidigt fühlte, forderte seinen Gegner zu einem Zweikamps heraus und ruhte nicht eher, bevor er das Blut desselben hatte fließen sehen. Nur dann, wenn der Feind als Gast erschien, sand er eine freundliche Aufnahme und hatte keine Blutrache zu fürchten. — In ruhigen Zeiten gingen die alten Deutschen gerne auf die Jagd nach wilden Tieren, die im Dunkel der Wälder hausten. Tüchtige Waffenschmiede und Schiffsbaumei st er, _ die dem Kriegswesen dienten, wurden hochgeschätzt; aber alle friedlichen Beschäftigungen im Hause und auf dem Felde hielt der freie Mann für entehrend. Solche Arbeiten wurden entweder von den Frauen besorgt, oder den Sklaven überlassen, die in großer Anzahl vorhanden waren (da alle Kriegsgefangenen der Sklaverei verfielen, die auf deren Kinder forterbte). Wenn die freien Männer nicht mit Krieg und Jagd beschäftigt Ovaren, so lagen sie müßig aus ihrer Bärenhaut (die sogar zum Sprichwort geworden ist) und zechten mit einander von dem_ berauschenden Met, gerieten aber bei diesen Trinkgelagen oft in so heftigen Streit, daß Verwundung und Todschlag nicht zu den Seltenheiten gehörten. Zur Ehre gereicht es dagegen den alten Deutschen, daß unter denselben die Frauen eine Achtung genossen, wie ihnen bei keinem anderen Volke des Altertums zuteil wurde. Mann und Frau lebten in unantastbarer Keuschheit und ließen sich durch keinen Reiz zum Ehebruch verführen. „Strenge sind dort die Ehen", sagt der römische Schriftsteller Tacitns, „und von keiner Seite möchte man ihre Sitten mehr loben". Ein eigentümlicher Zug in dem Leben unserer Vorfahren ist die Ehrerbietung gegen Tote. Keine Pflicht wurde für heiliger gehalten, als die," den verstorbenen Verwandten ein ehrenvolles Begräbnis zu bereiten. In der ältesten Zeit war es gebräuchlich die Leichen zu verbrennen, die Asche sorgfältig in Urnen (rohen, ans Lehm gebrannten Krügen) zu sammeln und dann in die Erde zu versenken. Danach verbreitete sich allgemein die Sitte, die Leichen zu begraben und mit großen Steinhaufen zu bedecken. Die Leichen der Vornehmen aber bestattete man in Steinkammern, die aus gewaltigen Granitblöcken ausgebaut und mit einem großen Erdhügel bedeckt wurden. Seltener sind die Gangbauten, bei welchen vom Außenrande des Hügels ein bedeckter enger und niedriger Gang zu der Steinkammer führte, z. B. die Räuber- oder Riesenhöhle im Jdstedter Holz. — Es war allgemeiner Volksglaube, daß der Verstorbene in jenem Leben die Verrichtungen, denen er hier obgelegen, fortsetzen werde. Daher folgten ihm seine besten Sachen, auf die er im Leben am meisten Wert gelegt hatte, mit ins Grab. Demnach find die alten Grab-
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