1910 -
Ansbach
: Seybold
- Autor: Falk, Heinrich, Gerold, Hans, Rother, Karl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
Vi
damit der eigentliche Zweck des Unterrichts: die gemütvolle Erfassung des Stoffes seitens des Schülers. Nicht besser ist es in anderen Unterrichtsfächern.
Was soll nun der Lehrer in dieser Zwangslage tun? Sich streng an den Lehrplan halten und den spröden Stoff wie Frachtgut aus den Büchern in die Gehirne der Kinder verladen, wo er das Gedächtnis so sehr belastet, daß jede Produktivität erdrückt wird? Oder psychologisch verfahren, das Kind über den Stoff stellen, den Stoff lebendig gestalten, daß das Kind schaut, fühlt, innerlich erlebt? Wir wählen das letztere. Die Wurzel des Wissens und der Wissenschaft ist das Konkrete, das Anschauliche, in sinnlichem Material liegt der Reiz des Stoffes, der Ursprung der Gefühle. Wer Unverstandenes, Abstraktes nachsprechen und gedächtnismäßig aneignen läßt, der treibt Mißbrauch mit der Sprache, die doch nur dazu da ist innerlich Erlebtes zum Ausdruck zu bringen, der treibt Mißbrauch mit dem kindlichen Geiste, der nach lebensvollen Stoffen dürstet. "
Wohl wurden bisher schon im Geschichtsunterricht Quellenbücher benützt, die geschichtliche Vorgänge mit rerchem Detail ausschmücken; aber sie haben den Fehler, daß sie oft lückenhaft sind und kein zusammenhängendes Ganze darbieten. Als Ziel schwebt uns vor eine Darstellung, die sowohl der Anschaulichkeit gerecht wird als auch lückenhaftes Material phantasiemäßig ergänzt und dem geschichtlichen Stoss eine innere Geschlossenheit und Abrundung gibt. Diese drei Eigenschaften soll eine gute geschichtliche Erzählung haben.
Bücher, welche den geschichtlichen Stoff in Erzählungen darbieten, sind auch schon vorhanden; aber sie haben wiederum den Mangel, daß sie das rein Tatsächliche, das Objektive, und das phantasiemäßig Gestaltete, das Subjektive, so miteinander vermengen, daß selbst der Lehrer beides nicht auseinanderzuhalten vermag.