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1. Die Germanen - S. 115

1910 - Ansbach : Seybold
— U5 — der Schattenseite. Lin Gärtchen lag davor, darin dufteten Herbst-rosen und andere gefüllte Blumen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Auch wuchs hier veredeltes Zwergobst und zartes Gemüse. Er trat in die Stube, die war so hell wie draußen der Tag, denn zwischen den großen Maueröffnungen waren dünne, wasserhelle Scheiben. Der Boden war mit weißen Steinplatten belegt. Viel größer und schöner noch war der Garten und das Landhaus des römischen Gutsbesitzers. Da gab es Springbrunnen, ein Bad, kunstreiche Toreingänge, schlanke Säulen, Statuen voll lieblicher Anmut. Der Besitzer aber war nur selten hier, fast immer wohnte er in Rom. „Hier tffs schon wie in Asgard," sprach Bero zu sich, als er sich am Abend auf sein Wolfsfell streckte, „aber es ist nicht die Heimat, wo mögen wohl meine Schwertgenossen weilen? Lebt wohl ihr treuen Helden!" Der Herbst brachte noch manche Arbeiten mit sich. Mit leichten welschen Pflügen wurden Furchen durch den fetten Ackerboden gezogen und Spelt (Dinkel) darein gesät, den erst die Römer ins 29 Land gebracht hatten. Don den Bergen drüben wurden goldene Weintrauben gelesen, feines Tafelobst mußte von den Zwergbäumen gepflückt und die welschen Nüsse aus den weit ästigen Kronen geschlagen werden. An den Markttagen fuhr Bero mit Getreide und 0bst zur Lagerstadt Batavis. Auf der breiten Heerstraße traf er mit anderen Fuhrleuten zusammen, die Tongeschirre, Ziegel, be- 23 rauschenden Südwein, römische Gewänder, Waffen und Schmucksachen, Salz, Hl zum Verkauf einbrachten. Die Barbaren vom andern Ufer stellten sich ein mit Fellen, Gänsefedern, Rettichen, Mohrrüben, saftigen Schinken, wildem Honig, kurzhörnigen Ochsen und tauschten dafür wein, Schmuck, Hausgerät, Kleider, Waffen ein. Der Herbst ging vorüber, ein strenger Winter kam, so streng, daß man über den Donaustrom mit Lastwagen fahren konnte. Doch Bero fror nicht in feinem Häuschen. Denn wände und Fußboden ivaren durch eine unterirdische Heizanlage erwärmt. Viele )ahre 8 bewirtschaftete er sein Gütchen, erwarb sich Vermögen und sehnte sich nicht mehr nach den rauhen Wäldern und Bergen seiner ehemaligen Heimat zurück. wieder i( 5 0 ) ahre später. Der Präfekt zu Batavis verfügte nur noch über eine kleine Schar boldaten. Die unaufhörlichen Barbareneinfälle hatten ihn manchen Mann gekostet. Rom hatte ihn im Stiche gelassen; keinen einzigen Soldaten hatten sie ihm mehr geschickt, auch war der Sold schon viele Monate nicht mehr ausbezahlt worden. Die Bürger der Lagerstadt selber kamen für den Unterhalt der kleinen Schar 33 8*
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