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1. H. 3, Teil 1 - S. 3

1911 - Ansbach : Seybold
Ludwig der Deutsche. 3 bürtige Gelehrtendichtung in deutscher Zunge gegenüberstellen und bringt «ine strengere metrische Form zur Geltung, die auf einer Vereinigung fremder und heimischer Elemente beruht. Dtfried bricht mit dem Alliterationsverse und führt zuerst den Reimvers in größerem Umfange und mit Konsequenz durch. — )n gelehrter Arbeit hat er sich seinen Stoff zusammengetragen. (£r trifft in Anlehnung an die kirchlichen Perikopen eine Auswahl aus den vier (Evangelien und disponiert nach eigenem plan das Ganze auf fünf Bücher. (Dtfried ist Theolog, der Helianddichter ist Volksprediger. Line alte und glaubwürdige Nachricht bekundet, daß Ludwig der fromme einen Sachsen, der bei seinen Landsleuten schon als ein berühmter Dichter galt, zu einer poetischen Verdeutschung des Alten und Neuen Testaments veranlaßt habe, damit nicht nur den Literaten sondern auch den Illiteraten die Hi. Schrift zugänglich werde. Sicherlich dürfen wir diese Angaben auf jenes, aus dem 9. Jahrhundert überlieferte, altsächsische Gedicht beziehen, welches in alliterierenden Versen den Hauptinhalt des Neuen Testamentes, das Leben Jesu, wiedergibt und von seinem Herausgeber nach der altsächsischen Form für Heiland „H e1i a n d" 5 genannt wurde. Es ist wahrscheinlich, daß ihm, einem Sänger von Beruf, der Stoff seines Werkes nur durch die mündlichen Mitteilungen eines Klerikers zuging; denn er beruft sich in seiner Dichtung immer nur auf das Hörensagen, niemals auf schriftliche (Quellen, völlig fern liegt es ihm, aus seiner Dichtung theologische Bildung leuchten zu lassen (Dtfried). Fast ganz verzichtet er auf die im Mittelalter beliebteste Art der Schriftauslegung, auf die mystisch-svmbolische Exegese, die in den einfachsten Tatsachen biblischer Erzählung Sinnbilder dogmatischer und ethischer Lehren sieht. Er will seinen Sachsen die Geschichte )esu und seiner jünger menschlich nahebringen, er will die Sitten des kriegerischen, hartmutigen Volkes durch die sanften Lehren des Heilandes mildern.' Und er ist seiner Aufgabe gewachsen, weil er von ernster und warmer Liebe zum Christen» tum erfüllt, doch ein Sachse geblieben ist und durchaus denkt, sieht und spricht wie sein Volk. Gott ist der hehre Himmelskönig, der Siegesfürst, der mächtiae Schutjherr; der von der Himmelsaue her über alles waltet, über das Land und die Leute. Christus ist der mächtige, der berühmte Herrscher, der kräftigste der Könige, der liebe Landeswart, der gern viele Mannen empfängt und ihnen Schut^herrfchaft verheißt auf lange Zeit. Seine Jünger sind seine Deqen und sein Gesinde treuhafte Mannen, kraftberühmte, edelgeborene Männer. Daß sie ihren Herrn bei seiner Gefangennahme im Stiche lassen, daß ihn Petrus verleugnet, muß freilich dem Sachsen als feiger Bruch der Lehenstreue erscheinen. Das Herz geht ihm auf, als er erzählen kann, wie Petrus, der Führt-gemute Held, in Gethsemane zornentbrannt sich vor seinen Fürsten stellt, das Schwert zieht und mit mächtigem Streiche den vordersten der Feinde trifft, „daß ihm schwerblütig Wange und Ohr von der Mordwunde barst." Das Hochzeitsmahl zu Kana, das Geburtstagsfest des Herodes wird unter seinen Händen zum fröhlichen Zechgelage in der Halle eines germanischen Fürsten. Das Leben gilt als etwas recht Schönes und Wünschenswertes. „Er gab dem Todver-, falleneri, dem Helden, der schon gerüstet war zum Wege zur Hel, das Leben, ließ ihn auf dieser Welt weiterhin die Wonne genießen," so heißt es von Christus, als er Tote auferweckt. Der Tod erscheint noch als werk des Schicksals, von dem Sterbenden heißt es: „ihn nimmt die würd hin", d. b. die Schicksalsgöttin, die auch in der nordischen Mythologie als die Norne Urd erscheint. — Das werk bietet eine Fundgrube für die Kenntnis unseres ältesten nationalepischen Stiles, die bei der überaus dürftigen Überlieferung der Heldendichtung jener Zeit nicht genug zu würdigen ist. Nach Vogt-Koch I, 3* u. 39. Ludwig der Deutsche starb 876. Da zeigte Karl der Kahle Don neuem feine Ehr- und £änderfucht; er machte einen zweiten
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