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1. Im späten Mittelalter - S. 102

1913 - Ansbach : Seybold
102 Schutze der Mauern. gierigen, ob der Reisende durch den Rat gewarnt sei, ob er qute^ Geleit zu erhalten hoffe. , P^fc 3rol5c Börse für Neuigkeiten verbreitete auch kleinen Familienklatsch, der in der abgeschlossenen Stadt die größte Be-deutung hatte, daß der alte Ratsherr Muffel von neuern heiraten werde, daß die Stromer und die Nützel sich wegen ihres gleichen Wappens auf der (Sefellenftube heftig gezankt hätten. Auch das Regiment d^r Stadt war in diesen Stunden Gegenstand einer Beurteilung, die nicht immer wohlgeneigt blieb, und in unzufriedener Zeit wurde in den Haufen Empörung gemurmelt, die in den Schenken und Zunftstuben ausbrach und langgetragenem Leid und verstecktem Hajz blutige Sühne verschaffte. Jpar einmal etwas Merkwürdiges zu beschauen, dann kam c>ie Stadt in helle Bewegung, fremde und kunstfertige Tiere wurden gern bewundert. Man lief in den Garten der Prediger-mönche, wo ein Schwein mit Stacheln gezeigt wurde, damit man an ihm Gottes wunderbare Schöpfung schauen könnte. (Ein fahrender Klerikus wies an der Marktecke einen Kasten mit Schlangen, die er angeblich in der Ztähe gefangen hatte, sie gehorchten seinem Befehle, tanzten und hüpften. Und wieder war ein Mann zum Markte gekommen, dem der Rat erlaubt hatte, kleine Vögel zu zeigen, welche lachen konnten, wenn ihr Herr sprach: „Komm Heinrich und lache!" so trat eins dieser vöglein vor, neigte den Kopf zur Er de, erhob ihn wieder und lachte herzlich. Sprach dann der Meister: „Lache doch weiter!" so sprach das vöglein: „Ich tu's nicht!“ vor solchem Wunder vergaßen der reisige Stadtfeind, der Bürger und der Mönch ihren Groll und sahen vergnügt und erstaunt einer den andern an. — Auch ungeheure Tiere aus fremden Ländern waren nicht unerhört1). Die Großeltern erzählten, daß sie in ihrer fugend den Hohenstaufen Kaiser Friedrich Ii. gesehen hatten, wie er — es war im Jahre \235 — mit einer Menge von Kamelen in die Stadt einzog. Der Herr hatte diese Tiere der Morgen-länder — in Italien sogar einen Elefanten — als königlichen Schmuck gepflegt; ach er selbst war den Enkeln bereits zum Märchen-bild geworden, zu einem abenteuerlichen König aus dem Morgen-lande ! Und Rudolf von Habsburg hatte als König dieses Beispiel feines vornehmen Gönners nicht vergessen, auch ihm mußte ein Kamel Gepäck durch fein Heimatland tragen, es war erst dreijährig, aber ungeheuer groß; denn seit ältester Zeit galten die Kamele für einen Hofschmuck vornehmer Herren.... — Bis die Sonne sank, spielten die Kinder vor den Straßentüren und auf den Kirch- i) 5. 156. *
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