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1. Im späten Mittelalter - S. 185

1913 - Ansbach : Seybold
Als Hans Sachs noch sang. 1(85 (Er besam einen Strich von dem zweiten Merker wegen der Rlebsilbe und von dem dritten wegen zweier unreiner Reime zwei. Alles war gespannt auf Hans Sachsens (Erwiderung, als er sich zu folgendem Spruche erhob: Vermag auch Beil und Meißel viel, schwach sind sie gegen den pinfelfiel. Er bringt nicht nur Städte und Häuser hervor, türmt Schlösser und schwindlichte Warten empor — nein, was zu Anfang Gott erschuf, durch seines göttlichen Wortes Ruf, das schaffet der Maler zu aller Zeit: Gras, Laubwerk, Blumen auf Feld und Heid, den Vogel, wie in der Luft er schwebt, des Menschen Antlitz, als ob er lebt. Die Elemente beherrschet er all, des Feuers Wut, des Meeres Schwall. Den Teufel malt er, die Höll und dentod, das Paradies, die Engel und selbst Gott, Trotz des Beifalls, den Hans Sachs von den Genossen davontrug, gab sich der Steinmetz noch nicht verloren; er begann wieder: das macht er durch Farben, dunkel und klar, mit geheimen Künsten euch offenbar. Das hebet sich mächtig durch die Schattierung nach schön entworfener Visierung. Er kann euch alles vor Augen bringen, nicht schöner möget ihr je es singen. Wie muß er sinnen Tag und Nacht! 3n Traumgebilden sein Geist stets wacht. Er ist an Phantasien reich und fast dem kühnen Dichter gleich; um alle Dinge weiß er wohl, wie er sie alle bilden soll: Wer zu allen Dingen hat Schöpferkraft, den rühmet die höchste Meisterschaft. Du lobst den Maler mir zu sehr, Der Steinmetz bringt uns Nutzen mehr. Des Malers können wir entraten, er schafft von jedem Ding nur Schatten: fein gemaltes Feuer wärmt uns nicht, feine Sonne fpendetnicht Schein noch Licht, sein ©bst hat weder Schmack noch Saft, seine Kräuter nicht Duft und Heilungskraft, feine Tiere haben nicht Fleisch noch Blut, sein Wein verleiht nicht Freud und Mut. Wie er geendet, erhob sich Hans Sachs noch einmal leuchtenden Auges zur Lobpreisung der Malerei und eines längst dahingeschiedenen Freundes: Das Sprichwort immerdar noch gilt, daß, wer die Kunst nicht hat, sie schilt. Wie nützlich auch ist die Malerei, so nenn ich euch jetzt nur der Dinge drei: Mas bewahrt die Geschichte als teures Vermächtnis, das prägt sie uns ein in unser Gedächtnis: wie der Nürnberger Heer unter Schwep-permann glänzte, wie den Dichter hier Kaiser Friedrich bekränzte1). Wer sich auch nicht auf die Schrift versteht, des Malers Schrift ihm nicht entgeht; er lehret, wie Bosheit uns Mißgeschick, wie Frömmigkeit bringet Ehr und Glück. Was verscheuchet mehr denn die Maleret uns der Einsamkeit Tochter, die Melan-cholei? sie lichtet der düsteren Schwermut Schmerz, verkläret das Auge durch Lust und Scherz.. Zuletzt doch jegliche Kunst erkennt in des Malers Kunst ihr Fundament: Der Steinmetz, Goldschmied und der Schreiner, Hornschneider, Weber, der Werkmeister, keiner entbehret sie je, weshalb die Alten *) Gemeint ist Konrad Eeltes, der ^87 auf der Kaiserburg von Friedrich Iil mit dem Dichterlorbeer geschmückt wurde.
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