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1. Illustrierte preußische Geschichte - S. 45

1904 - Breslau : Hirt
8. Der Zerfall unter Kurfürst Georg Wilhelm. 45 wolle. Die Preußen beschwerten sich sogar beim Könige von Polen, der dieserhalb einen Landtag berief; der Kurfürst mußte zugestehen, daß in Preußen nur die katholische und die lutherische Religion geduldet werden sollten. So von seinem eigenen Volk im Stich gelassen, von den Holländern schlecht unterstützt, dagegen von den Spaniern ant Rhein hart bedrängt, schloß der Kurfürst 1614 mit dem Pfalzgrafen den Vertrag zu Xanten, nach welchem Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, dagegen Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein an Brandenburg fielen. — Beim Tode feines Schwiegervaters (1618) konnte der Kurfürst auch Ostpreußen als Erbteil seiner Gemahlin mit Brandenburg vereinigen. Dadurch hatte Brandenburg fern int Westen und int Osten, am Rhein und an der Memel wichtige Länder gewonnen, die den Ansang zu weiteren Erwerbungen bilden sollten. 8. Der Zerfall unter Kurfürft Georg Wilhelm. \6\9—\6^0. Georg Wilhelm folgte seinem Vater in einer schweren Zeit: hatte doch vor einem Jahre der Dreißigjährige Krieg begonnen! Spanier und Kaiserliche suchten Brandenburg die kleveschen Länder zu entreißen, und die Belehnung und Huldigung in Preußen konnte der junge Kurfürst wieder nur mit großen Opfern erlangen. Auch für einen tüchtigen Fürsten wäre es schwer gewesen, Brandenburg in jener Zeit vor Zerrüttung zu bewahren; wieviel weniger vermochte es Georg Wilhelm, der nicht Festigkeit genug besaß, um sich zwischen den streitenden Parteien eine bestimmte Stellung zu wählen und mit Würde zu behaupten. Da er als Reformierter bei den lutherisch gesinnten Ständen noch weniger als seine Vorfahren eins thatkräftige Unterstützung rechnen konnte, so war es ihm auch schon aus diesem Grunde unmöglich, mit Nachdruck für die evangelische Sache einzutreten. Dazu wählte er den katholischen Grasen von Schwarzenberg zu seinem vornehmsten Ratgeber, der Brandenburg stets aus der Seite des Kaisers zu erhalten suchte. Die religiöse Spaltung trennte sogar die Glieder des kurfürstlichen Hauses. Die Kurfürstin-Witwe war lutherisch gebliebeu. Ju des Kurfürsten Abwesenheit ließ sie einen tüchtigen lutherischen Prediger aus Wittenberg kommen und in der Schloßkirche predigen; auch verlobte sie ohne Vorwissen des Kurfürsten ihre Tochter mit dem streng lutherischen Gustav Adolf von Schweden, und Georg Wilhelm hatte nicht den Mut, die Vermählung zu verhindern, obwohl er seine Einwilligung zu derselben versagte. Vom Dreißigjährigen Kriege wollte der Kurfürst sich fern halten; doch fehlte ihm die Macht, sein Land vor Feinden zu schützen, weil die Stände ihm fast jede Beihilfe zur Auwerbuug von Söldnern verweigerten. Daher achteten weder die evangelischen noch die katholischen Heere Brandenburgs Neutralität. Gleich bei Beginn des Krieges zog ein für den „Winterkönig" angeworbenes englisches Hilfsheer, das zügelloseste Gesindel, von der Elbe her durch die Mark. Als es sich Berlin näherte, griffen die Bürger zu beit Waffen, weil sie fürchteten, dies Heer wolle der Kurfürst benutzen, um sie zum reformierten Bekenntnis zu zwingen. Aus Rücksicht aus deu Kaiser versagte der
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